Tierkreiszeichen Waage und GfK: Marshall Rosenberg

Die "gewaltfreie Kommunikation" GfK des Marshall Rosenberg zeigt die friedfertige Seite dieses Waage-Geborenen. Sein Horoskop lässt aber auch mitfühlen, wie beschwerlich der Weg zum Frieden sein kann.

Marshall Rosenberg und sein Horoskop

von Ernst Ott


Könnte einem ein schöneres Bild für eine Waage-Venus einfallen als eine Rose?  Höchstens viele Rosen, ein ganzer Berg von Rosen. Da kommt einer auf die Welt, der trägt den Namen Rosenberg.  In seiner Geburtsstunde stehen der Liebesplanet Venus und die Sonne in der Waage, dem Zeichen der Mitmenschlichkeit.  Falls Namen eine Botschaft ausdrücken, dann ist diese Botschaft eindeutig: Zuneigung und Liebe.  Sein Vorname jedoch ist Marshall, der Name für einen Strategen und Krieger. Auch dieser Name spiegelt sich bildhaft im Geburtshoroskop durch eine sehr genaue Aspektverbindung des Strategen Saturn mit dem Krieger-Planeten Mars im Löwen.



Marshall Rosenbergs Horoskop zeigt sehr deutlich zwei gleich starke Anlagen, zwei gegenläufige Potentiale. Ein Psychologe würde vielleicht sagen: Es kommt nun auf die frühen Erfahrungen und die Sozialisation an, ob so einer letztlich mehr zum Krieger neigt oder zum Friedfertigen. Wir humanistischen Astrologen sagen eher: Wir können es nicht wissen, denn es ist letztlich eine Frage des freien Willens, was jemand aus seinen Anlagen und mit oder gegen seine Prägungen unternimmt. Rosenberg hätte sich, wie wir gleich sehen werden, auf Grund seiner Kindheitserfahrungen mit gutem Grund zum Opfer machen oder zum Rächer berufen fühlen können.  Er tat weder das eine noch das andere, sondern lernte die klientenzentrierte Gesprächstherapie von Carl Rogers und las die Schriften Mahatma Gandhis.

Ich habe diesen Artikel mit einem Zitat überschrieben: „Liebe dich selbst, dann ist es egal, wer dich ärgert!“  Das ist der Titel eines Seminars von Silvia Richter-Kaupp.  Man könnte auch formulieren: Liebe dich selbst und sei empathisch mit deinen Mitmenschen.  Dies fasst die Botschaft von Rosenbergs GfK zusammen, der gewaltfreien Kommunikation.  Man erinnert sich an das Gebot Christi (Kurzform: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“).  Es berührt merkwürdig, dass der Schöpfer dieses Systems, Marshall Rosenberg, ein Jude war. Ich bezeichne ihn bewusst als Schöpfer dieser wunderbaren Weltanschauung, obwohl er selber mit seinen bescheidenen Jungfrau-Planeten manchmal betonte, er habe eigentlich nichts Neues erfunden, nur etwas wieder herausgeholt, was die Menschen natürlicherweise ohnehin in sich trügen. 

Ein Schlüsselerlebnis Marshalls mit neun Jahren bestand darin, dass zwei „christliche“ Mitschüler ihn wegen seines jüdischen Namens zu Boden warfen, traten und verprügelten.  Seine Eltern erklärten ihm daraufhin, was es damit auf sich hatte, und sagten vermutlich auch, dass man in dieser Welt mit so was rechnen müsse. 

Der junge Marshall Rosenberg hatte damals bereits erlebt, dass bei einem Rassenkrieg vor seiner Haustür in wenigen Tagen vierzig Menschen starben.  Es ist also höchst erstaunlich, dass er dennoch sein Leben lang nie glauben wollte, dass man in dieser Welt nun mal „mit so was“ leben müsse.  Er schuf ein bedeutendes Lebenswerk der Versöhnung und Menschenliebe.  Er wurde Mediator. Einen besseren Begriff für dieses verbindende Waage-Potenzial hätte kein Astrologe erfinden können. Da Rosenberg so erfolgreich in Rassenkonflikten und in internationalen Kriegsherden wirkte, muss er demnach mehr getan haben, als das, was jede Waage-Persönlichkeit zuerst einmal versucht: Freundlich sein, Kompromisse vorschlagen. Da braucht es die Konsequenz von Mars-Saturn, um vollständig zum Kern des Problems vorzudringen. Vielleicht waren eigene innere Widersprüche nötig, um Widersprüchliches und widersprechendes menschliches Verhalten nicht einfach zu beurteilen, sondern zu verstehen. Etwas Fremdes in seiner Eigengesetzlichkeit so weit wie möglich verstehen wollen, ohne es zu bewerten – dazu braucht man kein „glückliches Horoskop“ sondern den Willen zum Verständnis und eine tiefe Liebe zu Menschen.

Man kann sich nicht immer der Meinung eines Mitmenschen anschließen.  Auch dessen Verhaltensweisen im Einzelnen müssen wir nicht immer lieben.  Dr. Marshall Rosenberg schlug daher vor, das Motiv, das tiefere Bedürfnis zu verstehen, das den Menschen zu dieser Meinung oder Handlung motiviert hatte. Dies ist eine schöne Brücke, denn die Gundbedürfnisse verbinden uns ja mit allen Menschen. Genauso sieht es übrigens auch die psychologische Astrologie. 

In diesem Sinne lehrt uns Rosenberg Empathie mit dem Gegner.  Werfen wir nochmals einen Blick auf das Geburtshoroskop, so finden wir den Gefühlsplaneten Mond in weiter Konjunktion mit dem spirituellen und einfühlsamen Neptun.  Das entspricht dem Thema Empathie, einem Schlüsselwort dieser Psychologie oder Theorie, die eigentlich beides nicht ist, sondern eine menschliche Grundhaltung.  Ein zentraler Aspekt im Horoskop Rosenbergs ist die Verbindung des visionären Uranus mit dem Idealisten Jupiter. Doch Rosenberg appelliert nie nur moralisch an das Gute im Menschen, denn er ist genauso viel Realist (Saturn-Aspekt). 

„Jetzt geht’s mir eh schon so schlecht – und da soll ich auch noch den Gegner einfühlsam verstehen?  Niemals!“ So ruft unsere Verzweiflung. Will Rosenberg die Leute zur aufopferungsvollen Selbstverleugnung bringen?  Im Gegenteil. Am Anfang steht die Empathie, die man sich selber gibt.  Jemand, der Gegner beschimpft und abwertet, hat vorher (heimlich) sich selbst beschimpft und abgewertet.  Er ist damit nicht glücklich geworden. Jetzt fühlt er sich als Opfer und beschimpft den Gegner. Die zauberhaft einfachen und wirksamen vier Handlungsschritte der gewaltfreien Kommunikation beginnen immer mit Empathie für sich selber.  Jemand der daraufhin dem Gegner Verständnis entgegenbringt, hat vorher sich selber Verständnis und Empathie entgegen gebracht.  Wir brauchen zuerst eigene Ressourcen, bevor wir sie weitergeben können.

Rosenberg erfand auch ein wertvolles didaktisches Spiel mit Giraffe und Wolf (Bild unten am Ende des Artikels).  Die Giraffe steht für die gewaltfreie Kommunikation, der Wolf für das lebensfeindliche Kommunizieren. Auch mit uns selber sprechen wir übrigens manchmal in der Wolfssprache: "Ich bin doof, ich mach' alles falsch!" Dann können wir lernen, als Giraffe uns selber Empathie zu geben.

Rosenberg – ich will es hier in meinen eigenen Worten ausdrücken – ging davon aus, dass es ein tiefes Grundbedürfnis jedes Menschen ist, sich für Andere zu öffnen und Liebe vom Herzen zum Herzen fließen zu lassen. Dieses natürliche Bedürfnis ist leider teilweise verloren gegangen. Mit ein bisschen Selbstliebe entdecken wir es wieder.  Damit bringen wir auch erneut die Freude des echten Schenkens in unser Leben.  Marshall Rosenberg hat aus seinen Erfahrungen und den Anlagen seines Horoskops etwas gemacht, das liebenswert ist. Obwohl ich ihm nie persönlich begegnet bin, empfinde ich Dankbarkeit, wenn ich an ihn denke.


Das Portrait von Marshall Rosenberg ist von Beth Banning - www.nonviolentcommunication.com, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org/w/index.php

Das Foto mit den Handpuppen von Etan J. Tal - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org/w/index.php


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