Krebs-Persönlichkeit: Rousseau

Unsere Gesellschaft ist widernatürlich geworden. Die Kinder müssen vor ihr geschützt werden. - Das meinte vor bald 300 Jahren Jean-Jacques Rousseau: Ernst Ott deutet dessen Krebs-, Zwillinge- und Steinbock-Anlagen.

Unsere Gesellschaft ist widernatürlich geworden!

von Ernst Ott am 28. Juni 2012


Die heilsame Schöpferkraft der Natur, die Ehrlichkeit der Tiere, die nicht lügen, betrügen und hintergehen können, die fraglose Richtigkeit, die im Rhythmus der Vegetation liegt – all das ist für viele von uns sehr bedeutsam geworden, als eine Art Gegenwelt zum aktuellen Zustand der modernen  Gesellschaft.  Mehr Natur! 

Wir sind nicht die Ersten, denen es so geht.  Besonders lebhaft wurde während der Aufklärung in Frankreich über Natur und Gesellschaft diskutiert.  Wir können heute noch Denkanstösse daraus beziehen, beispielsweise aus dem Zitat: „Die Natur betrügt uns nie. Wir sind es immer, die wir uns selbst betrügen.“  Dies schrieb einer, dessen Geburtstag sich in diesen Tagen zum dreihundertsten Mal jährt: Jean-Jacques Rousseau, den ich mit diesem Artikel würdigen möchte.  Er kam am 28. Juni 1712 in Genf auf die Welt, die Geburtsstunde ist leider nicht dokumentiert.  Die Grafik zeigt die Tageskonstellation des Geburtstags.

Zwillinge-Themen

Das wichtigste Zeichen seines Geburtshoroskops, die Zwillinge stehen für seine Begabung zum Schreiben. Er war schon als Kind eine Leseratte und hörte nicht auf, zu lesen, zu lernen, sich zu bilden, meist autodidaktisch, und wurde zu einem der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit.  Rousseau war – entsprechend seiner Zwillinge-Komponente – äußerst vielseitig: Philosoph, politischer Schriftsteller, Naturforscher, Pädagoge. 

Zudem betätigte er sich auch als Musiker und Komponist. Seine Planeten in Krebs und Stier dürften dabei Pate gestanden haben, vor allem die sinnlich-sensible Mond-Neptun-Konjunktion.  Rousseaus „Devin du village“ begründete sogar eine neue Gattung des Musiktheaters, die opéra comique.  Es handelt sich um ein reizendes Stück über einen Dorf-Wahrsager, der mit etwas Hokuspokus zwei Liebenden dazu verhilft, auf ihr Herz zu hören. Die kleine Oper ist musikalisch durchaus bemerkenswert.  Hier ist ein Auszug davon zu hören: http://www.youtube.com/watch?v=3oxRHs9QxyE 
Heute ist allerdings Mozarts Fassung bekannter: Er vertonte als Zwölfjähriger eine Nachdichtung von Rousseaus „Devin du village“ unter dem Titel „Bastien und Bastienne“.

Steinbock-Themen

Ferner ist die Krebs-Steinbock-Achse eine Art heimliches Leitthema seines Lebens: Der aufsteigende Mondknoten steht im Steinbock, der absteigende Mondknoten und die Sonne im Krebs. Zusätzlich sind die Herrscher dieser beiden Zeichen, Mond und Saturn wohl durch einen Aspekt verbunden, falls Rousseau nicht frühmorgens geboren wurde; die Geburtszeit ist leider nicht dokumentiert.

Gemäß dem Steinbockzeichen fragte er sich immer wieder nach den Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Zusammenlebens.  Eines seiner Hauptwerke trägt den Titel „Du contrat social ou principes du droit politique“, deutsch „Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes“. 

Die Gesellschaft seiner Zeit – hochzivilisiert – sah er äußerst kritisch. Der Zivilisation, die den Menschen zu Bosheit und Selbstsucht verleite stellte er einen Naturzustand gegenüber, einen Menschen mit natürlichen Instinkten.  Unter den führenden Denkern der Aufklärung machte er sich damit keine Freunde, denn diese glaubten an die Verbesserung des Menschen durch Erziehung und zunehmendes Wissen. Rousseaus etwas romantische Sehnsucht nach einem heilen und naturnahen Urzustand ist nicht nur eine notwendige Gegenströmung zum Rationalismus der Aufklärung, sie entspricht auch seiner Mond-Neptun-Konjunktion im Zeichen Stier.

Krebs-Themen

Rousseau fragte sich, wie wohl der natürliche Mensch aufwachsen müsse, und befasste sich in der Folge mit Erziehung, einem Krebs-Thema ersten Ranges. Wie kann ein Kind seine ursprünglichen Instinkte bewahren?  Einerseits ergab sich daraus die Forderung, dass Erzieher das Kind nicht in die Gesellschaft hinein führen und ihm die Anpassung erleichtern, sondern es vielmehr vor den Einflüssen der Zivilisation schützen sollten, damit es seine Instinkte und seine Natürlichkeit entfalten könne.  Der Erziehungsroman „Émile“ ist heute noch lesenswert.

Eine weitere Folge war, dass Rousseau als einer der ersten die so genannt primitiven Völker nicht einfach als zurückgeblieben sah, sondern als Menschen nahe am Naturzustand.  Sie wurden interessiert beobachtet und sogar zu einer Art Vorbild: „Der wilde Mensch lebt in sich, der gesellige hingegen ist immer außer sich und lebt nur in der Meinung, die andere von ihm haben.“  - Rousseau war Krebs-Geborener und trug eine Sehnsucht nach der verlorenen Kindheit in sich. Diese ist auch psychologisch erklärbar, denn seine Mutter war gleich nach seiner Geburt gestorben, sein Vater floh, als Rousseau 12 Jahre alt war und ließ das Kind allein in Genf zurück.

Dennoch betonte Rousseau in seiner Philosophie, dass wir als Gesellschaft nicht einfach zurückkrebsen können, sondern innerhalb der gewachsenen Zivilisation die Qualitäten des Naturzustands wieder neu erwerben müssen.  Das berühmteste Rousseau-Zitat „Retour à la nature!“ „Zurück zur Natur!“ ist falsch.  Er hat es nie geschrieben.  Einfach die Zeit zurückdrehen, denn früher war alles besser?  Nein, um diese Stammtischweisheit zu vertreten, dazu dachte Rousseau viel zu differenziert.

Freiheit

Geboren mit dem Ethik-Planeten Jupiter im Wassermann, dem Zeichen der Freiheit, wagte Rousseau es auch, Ungewöhnliches zu denken und Dinge vorzuschlagen, die jahrhundertealter Gewohnheit widersprachen. Zum Beispiel dachte er an die Bewegungsfreiheit der Säuglinge. Niemand machte sich damals darüber Gedanken, dass Neugeborene gewickelt und geschnürt wurden, wie es auf dem Bild am Ende des Artikels demonstriert wird. 

Man hatte es seit Generationen so gemacht, es hat uns selber ja auch nicht geschadet, so dachte man. Die hohe Kindersterblichkeit wurde nicht damit in Zusammenhang gebracht. Doch Rousseau kritisierte das Altgewohnte: „Kaum ist das Kind geboren, kann es seine Glieder frei recken und bewegen, so fesselt ihr es von neuem. Man wickelt es und legt es mit unbewegbarem Kopf und ausgestreckten Beinen, die Arme an den Körper angelegt, hin. Es wird in Bänder und Windeln verschnürt, dass es sich nicht mehr rühren kann. Man kann von Glück reden, wenn es wenigstens so geschnürt wird, dass es noch atmen kann“.

Rousseau wollte, dass alle Menschen frei atmen können. Und obwohl er sich jahrelang mit Gesellschafts-Theorien befasst und darüber nachgedacht hatte, welche Staatsform menschlich und gut sei, misstraute er letztlich dem Saat und setzte vielmehr auf das Individuum – auch dies ist eine Wassermann-Entsprechung.  Rousseau schrieb: „Freiheit gibt es in keiner Regierungsform, sie lebt nur im Herzen des freien Menschen, er trägt sie überall mit sich.“

Am 28. Juni 2012 jährte sich Rousseaus Geburtstag zum dreihundertsten Mal.

Das Bild oben zeigt die schöne Pastellzeichnung, welche Maurice Quentin de La Tour von dem 41-jährigen Rousseau gemacht hat.

 

Das Bild des Wickelkindes habe ich folgender Quelle entnommen: http://www.kostuem.waszmann.de/deutsch/html/18_jhd_saeuglingskleidung_.htm  Falls ich damit irgendwelche Rechte verletze, so bitte ich um Nachricht (Ernst Ott Tel. 07 21 - 35 78 27) ich werde es dann umgehend löschen.


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