Saturn: Angst aus astrologischer Sicht

Eine Untersuchung über den Sinn und den Un-Sinn der Angst. - Angst ist ein sehr unangenehmes Gefühl, man traut sich sogar oft nicht, zuzugeben, dass man Angst hat oder versucht, sie mit Mitteln oder Strategien zu bekämpfen und zu besiegen.

Vom Sinn und Un-Sinn der Angst

 

von Eva Stangenberg

Angst ist ein sehr unangenehmes Gefühl, man traut sich sogar oft nicht, zuzugeben, dass man Angst hat oder versucht, sie mit Mitteln oder Strategien zu bekämpfen und zu besiegen. Dennoch ist Angst einer der wichtigsten Urimpulse des Lebens, es gab sie zu allen Zeiten, in allen Kulturen. Alles, was lebt, hat Angst, Angst gehört also zum Leben. Auch wenn wir Menschen heute dank unserer Errungenschaften in Technik und Medizin viele Ängste nicht mehr haben müssen im Vergleich zu unseren Vorfahren, so sind es doch in der Summe nicht weniger geworden, sondern sie haben sich auf andere Bereiche verlagert. Wir konnten die Angst trotz allen Bemühens nicht besiegen.

Es gibt Ängste, die wir mit anderen gemeinsam haben und die wir nachvollziehen können: Angst vor Krankheiten, Unfällen, Prüfungen, Lebensübergängen, Neuem usw. Aber jeder hat auch seine ganz individuellen Formen von Angst, die sich auf seinem sozio-kulturellen und psychologischen Hintergrund entwickelt haben, z.B. Angst vor Hunden, Mäusen, Türmen, Aufzügen, vor dem Autofahren, vor Wasser, Flugangst usw.

Jeder hat auch ganz eigene Strategien entwickelt, mit seinen Ängsten umzugehen oder fertig zu werden. Man kann sich z.B. immer mehr absichern, um die Angst zu bannen oder entsprechende Situationen vermeiden. Oft merkt man gar nicht mehr, dass hinter bestimmten Verhaltensmustern Angst steckt, sie hat sich getarnt als Pflicht- bzw. Verantwortungsbewusstsein oder Rücksichtsnahme: „Ich würde dies oder jenes ja tun, aber mein Partner, meine Kinder, mein Chef usw. …“ So kann hinter manchem „Aber“ Angst stecken, ohne dass man sich dessen noch bewusst ist. Oder sie hat sich auf ein harmloseres konkretes Etwas verlagert, bei dem man die Angst zeigen kann oder das man vermeiden kann. (Spinnenangst z.B.)

Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Angst unterscheiden:
Die Angst vor etwas und die Angst um etwas und beides sind ganz wesentliche Antriebe im Menschen, sie können uns schützen und vor Schaden bewahren.
Hier ist die Angst „sinn-voll“, ein wichtiger Impuls zur Weiterentwicklung, z.B. in der Medizin, im Umweltschutz usw.. Die Angst kann uns helfen, vorausschauend vorsichtig zu sein oder auch Leistungen zu erbringen, Grenzen zu überschreiten und Neuland zu erobern.
Genauso kann sie uns aber auch lähmen und hindern oder zu Verhalten zwingen, das entwicklungshemmend ist. In diesem Fall ist die Angst „sinn-los“.
 
Der Philosoph Kierkegaard hat einmal gesagt:
„Wer gelernt hat, sich richtig zu ängstigen, hat das Richtige gelernt.“
Es geht also darum, den Urimpuls Angst richtig oder sinnvoll zu nutzen, damit sich dieses starke Gefühl als entwicklungsfördernd erweisen kann.
In der Astrologie stehen Saturn und Pluto, neben vielen anderen Bedeutungen, symbolisch für Angst. Die plutonische Angst ist oft in unbewusst übernommenen Familienmustern begründet, die subtil auf der emotionalen Ebene ansetzen, ohne dass man sie konkret greifen kann. Die saturnische Angst hingegen bezieht sich auf das real erlebte Leben, auf gemachte Erfahrungen und erinnerte Regeln, Gebote und Verbote. Ich möchte mich in diesem Artikel auf Saturn beschränken und an Hand seiner Entsprechungen die verschiedenen Umgangsformen mit der Angst erläutern.


Ursprung der Angst
Angst als Urimpuls des Lebens



Das Kind ist im Mutterleib noch ungetrennt in der Einheit und das ist auch die Wortbedeutung von Individuum: ungetrennt (Teilen = dividieren). Für diese Einheit (bzw. Einzigartigkeit) steht in der Astrologie symbolisch der Planet Uranus.
Mit der Geburt fallen wir aus der Einheit, wir werden abgenabelt, getrennt und die Gestirnsstände im Kreis bekommen das sogenannte Achsenkreuz, die zwei Linien von AC/DC und IC/MC.
Der Mensch ist nun gebunden an Raum (AC/DC) und Zeit (IC/MC), er ist in der polaren Welt, der Welt der Gegensätze. Es gibt ein Ich und ein Nicht-Ich, ein oben und ein unten usw. Er ist in einem Körper in der Welt der Formen, wo sich alles aus den vier Elementen zusammensetzt und er ist endlich, sein Leben hat eine bestimmte Zeit.
Für diese Entsprechungen steht Saturn als astrologisches Symbol.  Dieser hat in der Mythologie Uranus kastriert, ihn an den Himmel verbannt und damit die beiden Welten Körper und Geist geteilt. Saturn übernimmt danach die Verantwortung, die Welt zu ordnen, alles wird geregelt, bekommt seinen Platz und seine Zeit, wird bewertet und beurteilt.
Das neugeborene Kind wird nun also mit den Regeln der Welt, mit Saturn konfrontiert. Das Kreuz symbolisiert somit den Anfang und das Ende, die Zeit im Körper, und der Kreis mit dem Kreuz das Leben wie wir es verstehen, alles hat einen Anfang und ein Ende.
Und solange der Mensch lebt, wird er dieses Achsenkreuz, diese Saturn-Symbolik, in seinem Horoskop und damit in sich haben.
Eine wichtige Übersetzung von Saturn lautet: Angst.
Die Regeln der Welt werden dem Kind von den Eltern beigebracht, sie haben die Erfahrungen, die dem Kind Halt und Orientierung geben, ihr Bewertungsmaßstab hilft ihm, zwischen gut und böse, richtig und falsch zu unterscheiden, je nach kulturellem und sozialem Umfeld. Und so könnte man vermuten, dass auch die Eltern die alleinige Schuld oder die Verantwortung haben für die späteren Ängste ihres Kindes. Aber jeder, der schon mal astrologisch beraten wurde oder beraten hat, weiß, wie der eigene Radix-Saturn sich in der Beschreibung der Erziehungsmoral der Eltern wiederfinden lässt. Denn es ist schließlich der eigene Saturn, den das Kind in der Projektion auf die Welt um es herum erlebt, es ist das eigene Gesetz, nach dem es angetreten ist.
Goethe beschreibt dies in seinen Orphischen Urworten:

"Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
bist alsobald und fort und fort gediehen,
nach dem Gesetz, wonach du angetreten.

So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
so sagten schon Sybillen, so Propheten;
und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
geprägte Form die lebend sich entwickelt."


Diese astrologische Symbolik finden wir auch in der christlichen und griechischen Mythologie wieder.


Ursprung der Angst
Christliche und griechische Mythologie




Adam und Eva waren in der Einheit des Paradieses. Dann übertraten sie ein Gesetz Gottes, sie aßen trotz strengstem Verbot einen Apfel vom Baum der Erkenntnis (Jupiter-Entsprechung) und wurden aus dem Garten Eden hinausgeworfen in die Welt der Gegensätze (und sie erkannten sich). Sie hatten eine Sünde begangen (wurden abgesondert), erlebten also eine Bewertung ihrer Handlung in Gut und Böse und als Folge, bzw. als Strafe, waren ihre Körper endlich, sie wurden mit dem Tod konfrontiert.

Die griechische Variante bringt noch einen Gesichtspunkt mehr:
Prometheus stiehlt dem obersten Gott Jupiter das Feuer (ebenfalls streng verboten), weil er eine Vision hat wie die Menschen auf der Erde sein könnten, wenn sie einen Funken des göttlichen Feuers der Erkenntnis hätten. Er schaute „vor-aus“, wortverwandt mit „Vor-Sicht“, eine Saturn-Übersetzung. Und auch Prometheus erhielt eine Strafe, er wurde an einen Felsen gekettet, ebenfalls ein Bild für die saturnische Bindung an die Materie, an die Körperlichkeit.
Aber nun mit dem Feuer der göttlichen Erkenntnis in sich richtet der Mensch sich auf (Jupiter = Hüfte), er hat eine größere Weitsicht, kann sich die Zukunft vorstellen und weiß damit um seine Endlichkeit, seinen Tod. Und er hat nun die Fähigkeit zu erkennen und hat damit ein Bewusstsein von Ich und Nicht-Ich, von gut und böse usw.

Die Psychologen sagen, die wichtigsten zwei Ängste sind die Angst vor dem Tod und die Angst vor der Bewertung.

Die zwei Urängste im Menschen

Die Angst vor dem Tod        
Ewigkeit / Endlichkeit
Paradies/ Erdenleben

Die Angst vor Bewertung
Gut / Böse
Gott/ Teufel

Die Angst vor dem Tod, vor der Bedrohung des Lebens, führt als Antrieb zur Entwicklung von Schutzmaßnahmen. Darauf beruhen viele „Erfindungen“ der Menschheit, z.B. sichere Behausungen, Waffen, Nahrungsbeschaffungen, Schutz vor Krankheiten usw. Also sind nicht nur Neugier oder der Entdeckerdrang wichtige Entwicklungsimpulse im Menschen, sondern ganz entscheidend ist dabei auch die Angst.
Die zweite Angst, die Angst vor der Bewertung, vor der Schuld und der Absonderung führt zur Entwicklung von Ordnungskriterien, von Gesetzen, Ethik und Moral, um das Zusammenleben zu regeln, Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu ermöglichen und zu sichern.

Das Neugeborene wird nun also mit den Bewertungen seines sozio-kulturellen Umfeldes konfrontiert und erlebt im Laufe der Zeit, dass manches Verhalten negativ bewertet wird, es gibt Vorschriften, wie es gemacht werden muss und er wird daran gemessen.

Und der Mensch entwickelt Kriterien zur Schuldvermeidung, er möchte dazugehören, anerkannt und geliebt werden. Er bemüht sich entweder, den Erwartungen und Regeln gerecht zu werden oder er verweigert aus Angst vor negativer Bewertung die Auseinandersetzung mit diesen Bereichen. Die Angst treibt ihn zu übersteigerten Handlungen an, der Fachausdruck dafür ist Kompensation, oder sie hindert und lähmt ihn, er verharrt in der Hemmung.

Umgang mit der Angst

Halt!!! Stop!!! Langsam!!! Vorsicht!!!
Überprüfung der Situation

                            


Variante 1 entspricht der Hemmung, der Angst vor ...., die uns hindert und lähmt; Variante 2 wäre die Angst um…, die uns antreibt und zwingt. Beide Vorgehensweisen erscheinen nicht sehr konstruktiv, sind aber dennoch nicht sinnlos in Bezug auf ihren Erfahrungswert: Angst ist ein starkes Gefühl, wir sind in diesen Situationen also emotional sehr betroffen und speichern deshalb die Erfahrungen ab. „Erfahrungen“, das ist ebenfalls eine wichtige Saturn-Übersetzung.

Dort, wo man mit Saturn konfrontiert wird, sitzt also die Angst, aber eben auch die konkrete Erfahrung, die Pflicht, das Gesetz, die Verantwortung, das „Kreuz“ und damit die Aufgabe, die Idee, als die man gedacht ist, in die Welt zu realisieren.

Und Variante 3, die Lösung oder die Meisterschaft im Umgang mit Saturn und der Angst, erfordert für eine situationsgerechte Entscheidung die Analyse der Erfahrungen und die Kenntnis der eigenen Aufgabe.
Die Angst hat also nicht etwa nur eine Ursache, die möglicherweise durch die Eltern in der Kindheit begründet ist, sondern auch einen Zweck.

Das Zusammentreffen von Eigenem, der angelegten Idee (Uranus) und der Umwelt (Saturn) ergeben die individuellen Lebensmuster, das sogenannte Schicksal, auch ein wichtiges Saturn-Wort.

Ich möchte an dieser Stelle Bezug nehmen zu einer sehr interessanten Betrachtungsweise der Angst aus psychologischer Perspektive.

Die Zahl vier und Saturn symbolisieren astrologisch das konkrete Leben, innerhalb dessen die Zeit und der Raum gegeben sind, die Aufgabe zu erfüllen und der Psychologe Fritz Riemann hat in seinem Buch „Grundformen der Angst – eine tiefenpsychologische Studie“ (Ernst Reinhardt Verlag München Basel, 1984) alle Ängste auf vier Grundformen, vier Ordnungsprinzipien zurückgeführt, die er den vier Bewegungsrichtungen zuordnet.

 

Ich möchte hier versuchen, diese vier Prinzipien in Analogie zu setzen mit den vier Elementen und sie in den zwei Varianten Hemmung und Kompensation zu konkretisieren. In der dritten Variante beschreibe ich die erlöste Form bzw. die Meisterschaft des Saturns und damit den sinnvollen Umgang mit der Angst im jeweiligen Element.



Wir sind alle eine Mischung aus den vier Elementen, aber vielleicht ist das ein oder andere betont oder fehlt weitgehend. Um das zu ermitteln, gibt es verschiedene Methoden.

Eine von ihnen ist folgendermaßen: die Planeten bekommen durch Punkte eine Gewichtung. Sonne, Mond und AC jeweils 10 Punkte, Merkur, Venus und Mars 8 Punkte, Jupiter und Saturn 6 Punkte. Das wäre die Verteilung für die Zeichen, und damit für die Analyse der Anlage, des mitgebrachten Elementes.
In den Häusern beziehe ich Uranus, Neptun und Pluto mit je 4 Punkten mit ein und Chiron mit 5 Punkten. Diese Verteilung entspricht der Aufgabe, das heißt, in welchen Elemente-Lebensbereichen soll sich die Anlage konkretisieren.

Eine andere Möglichkeit, die individuelle Angst und damit die Aufgabe in Bezug auf das Element als Grundprinzip der Zuordnung zu finden, ist das Haus, in dem Saturn in der Radix steht und seine Aspekte zu persönlichen Planeten.

In meinem Fall zum Beispiel ergibt die Analyse eine Konzentration auf das Element Luft: Ich bin in der Anlage luft-betont, Saturn steht in der Radix im 11. Haus (Luft) und er hat als einzigen Aspekt eine Opposition zu Merkur. Diese Erkenntnis hat mich rückblickend einiges verstehen lassen. Und auch in vielen Klienten-Horoskopen wurde in der Regel ein Element betont und wir konnten im Gespräch die Ängste auf ein Grundprinzip zurückführen, trotz individueller Erscheinungsformen. Damit ergeben sich sehr häufig wertvolle Ansätze zur persönlichen Veränderung.

Ängste, die bestimmten Elemente-Mustern entsprechen, sei es in der gehemmten oder kompensierten Form, führen zu bestimmten Verhaltensweisen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht als Ausdruck von Angst erscheinen mögen. Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen, um das dahinterliegende Prinzip zu erkennen.

Da Saturn unsere Körperlichkeit symbolisiert, sucht sich die Angst manchmal einen Ausdruck in bestimmten, typischen Krankheitsbildern. Die Krankheit kann hier der Ausdruck für einen Mangel sein, ein Symptom für etwas, was man vielleicht nicht darf, nicht kann, nicht tut („Was fehlt Ihnen?“). Auf der anderen Seite kann Krankheit auch eine Möglichkeit sein, endlich das tun zu dürfen oder zu bekommen, was man sich im gesunden Zustand nicht erlauben oder gönnen würde, der sogenannte Krankheitsgewinn. Auch hier lohnt es sich also, genauer hinzuschauen, ob die Krankheit möglicherweise ein Ausdruck für Angst und damit für die eigentliche Aufgabe ist.

Häufig wird Angst auch auf andere Personen projiziert. Zum einen können das Menschen sein, die man ablehnt, die Schuldgefühle hervorrufen, maßregeln oder einschränken (der Saturn kommt von außen), oder aber auch solche, die man beneidet oder bewundert. Neid ist nicht nur ein destruktives Gefühl, sondern kann auch ein Hinweis sein auf ein eigenes, vielleicht noch verborgenes Talent, auf etwas, was man auch können oder tun will.

So habe ich die einzelnen Beispiele von Saturn in den Elementen um die Erscheinungsformen (führt zu...), um spezifische Krankheitsbilder und um Projektionsfiguren ergänzt.
Derjenige, der das von Saturn betroffene Element in der gehemmten Form lebt, ist sich in der Regel seiner Angst bewusst, er weiß, dass er Angst vor diesen Bereichen hat und vermeidet sie, um nicht negativ bewertet zu werden oder zu versagen. Die Projektionsfiguren sind entweder abschreckend – so will er nie sein – oder er bewundert sie, so dass er im Vergleich mit ihnen immer schlechter abschneiden würde. Im persönlichen Gespräch findet man häufig die Vermeidungs- und Fluchtstrategien in der Kindheit begründet. Der Saturn „kam“ von außen z.B. durch  Eltern oder Lehrer. Sie wurden getadelt oder bestraft oder auch lächerlich gemacht und ausgelacht, wenn sie ihr eigenes Potential mal ausdrücken wollten. Aber der Vorteil hier ist, sie haben ein Problembewusstsein.

Anders ist es bei Menschen, die die kompensatorische Variante gewählt haben, um mit ihrer Angst fertig zu werden. Sie empfinden sich in diesen Belangen oft als besonders stark und sind geradezu stolz darauf, es hierin zu diesen Leistungen gebracht zu haben. Sie haben eher Angst, dass ihnen hier ein sicherer Halt genommen werden könnte, der die ganzen Jahre ein Schutz war vor der Erinnerung an ein sehr negatives Gefühl. In den Kindheitsmustern findet man bei ihnen neben Einschränkungen und negativem Erleben häufig auch „Antreiber“, Eltern, die die Ängste des Kindes nicht beachteten, sondern es stattdessen provozierten durch Sätze wie: “Zeig´s denen, das kannst du besser als die.“

So entsteht hier das Problembewusstsein für die Angst als Hintergrund, als Antreiber für ihr Verhalten oft erst durch eine Krise, körperlich oder beruflich oder privat.

Nun könnte man meinen, dem Menschen, den die saturnische Angst hemmt und hindert, hilft Jupiter und demjenigen, der sie kompensiert, hilft vielleicht Mond oder Neptun zur Entspannung und zum Loslassen. Dem ist jedoch nicht so, denn hier hilft nur das Homöopathische Prinzip: bei Saturn-Problemen als Hintergrund der Angst hilft auch nur Saturn.

Im Mythos von Saturn wird sowohl die oben beschriebene „Angst vor“ als auch die „Angst um“ erzählt. Zudem verbirgt sich in der Mythologie die Lösung des Problems: der sinn-volle Umgang mit der saturnischen Angst. Ich möchte den Inhalt der Mythologie an dieser Stelle kurz zusammenfassen:
Saturn übernahm zu Anfang die Verpflichtung seiner Mutter gegenüber und entmannte seinen Vater Uranus. Damit lud er Schuld auf sich und hatte Angst vor der Strafe, die ihm die Eltern prophezeiten. In der Folgezeit ordnete er das vom Vater hinterlassene Chaos, alles bekam seinen Platz und seine Zeit und er hatte die alleinige, sehr belastende Verantwortung, alles zu regeln und kontrollieren. Jupiter, sein heimlich aufgewachsener Sohn, befreite ihn aus dieser allumfassenden Verantwortung, indem er ihm eine konkrete, zu bewältigende Aufgabe gab, die genau seinen Fähigkeiten entsprach.

Da in dieser Mythologie die Angst-Prinzipien sowie ihre Lösung enthalten sind, ist sie eine sehr fruchtbare Quelle für die Gespräche mit Klienten. Ich erarbeite mit meinen Klienten die Bilder aus dem Mythos und wir übertragen sie auf das eigene Leben und die gemachten Erfahrungen. Das Ende des Mythos beschreibt die Lösung: Saturn bekommt von Jupiter ein unwirtliches Stück Land in Latium und soll es urbar machen. Saturn nutzt nun all seine Erfahrungen, seine Konzentrationsfähigkeit, seine Geduld usw. um diese Aufgabe meisterlich zu erfüllen, denn er hat die Fähigkeiten und Talente dazu.

Und dieses „Latium“ wird nun zum Schlüsselwort für die Klienten: das Angst-Thema des Saturns in der Radix als Elemente-Grundprinzip ist das eigene Latium, hier liegt die persönliche Aufgabe, die meisterlich erfüllt werden kann.

Saturn in Hemmung und Kompensation:


Die folgende Tabelle zeigt die Themen bezogen auf die Elementebetonung in der Anlage, anhand der Elemente-Häuser, und der Saturn-Aspekte zu den entsprechenden Planeten (Sonne, Mars = Feuer; Mond = Wasser; Merkur = Luft; Venus = Erde).

 

Saturn in der Meisterschaft, in der erlösten Form

Der Leitsatz hierbei lautet:
geh, wohin deine Angst dich führt, erfülle deine Aufgabe!

Auf die jeweils individuelle Elemente-Ausprägung bezogen bedeutet das:

Bei Feuer: bring Kreativität und Eigenes in die Welt ein, hab Mut zu dir selbst!
 
Bei Wasser: bring Phantasie und Gefühle in die Welt, zeig deine Innenwelten!

Bei Erde: bring Konkretes, und Greifbares in die Welt, mach sie sinnlich schöner!

Bei Luft: bring Ideen in die Welt, stell Kontakte und Verbindungen her!

Diese Kurzfassung wird noch mit Beispielen und konkreten Angst-Erscheinungen in den jeweiligen Elemente-Grundprinzipien ergänzt.


F e u e r

Viel Feuer in der Anlage; Saturn im Feuerhaus 1, 5 oder 9; Saturn im Aspekt zu Sonne, Mars (Jupiter).

Einige Übersetzungen für den Feuer-Bereich:

Durchsetzung, Wut, Aggression, eigener Wille, Anfänge, etwas alleine tun, eigene Ziele, Spiel, Lebensfreude, Risiko, Selbstdarstellung, Vater, Kinder, Sport, Studium, Bildung, fremde Länder und Kulturen, Reisen, Religionen, Zukunft, Optimismus usw.

Hemmung: Angst vor… (Flucht oder Vermeidung des Feuer-Bereichs)


Führt zu Rot werden, sich ungeschickt bewegen und etwas umstoßen, ungewollt oder unangenehm auffallen, Müdigkeit, Bescheidenheit, Abwertung der eigenen Leistung, Spielverderber, der ewige Zweite, Erfolglosigkeit, nichts Neues wagen, fehlende Lebensfreude, kein Risiko eingehen, Pechvogel, Fremdenfeindlichkeit, die Zukunft schwarz sehen, Pessimismus, Autoaggressionen wie z.B. Nägelkauen usw.

Manchmal führt die Abwertung oder Vermeidung dieser Elemente-Belange auch zu einer Flucht in ein anderes, entgegengesetztes Element, z.B. bei Betonung von Feuer in den Wasser– oder Erd-Bereich. Die Menschen zeigen sich dann empfindsamer, fürsorglicher und rücksichtsvoller oder auch verantwortungsbewusster und realistischer als sie ihrer Anlage-Idee nach gedacht sind.

Kompensation: Angst um … (Feuer-Bereich suchen und übersteigern)


Führt zu sich aggressiv behaupten, laut sein, immer im Mittelpunkt stehen, Rücksichtslosigkeit, Egoismus, muss alles alleine machen, Anführer sein, immer der Beste sein, andere abwerten, Angeber, Prahlerei, Schadenfreude, Erfolg über Kinder, strenger Vater, Chef oder Priester, das Risiko suchen, das ewige Kind, Diva-Verhalten, keine Kritik vertragen usw.

Projektionsfiguren:


Egoisten, Rücksichtslose, Gewalttäter, Künstler, Sportler, Gurus, Kinder, Vaterfiguren, Erfolgreiche usw.

Krankheitsentsprechungen:

Alle entzündlichen Prozesse, Kontaktallergien, Allergien auf Südfrüchte oder Sonne, „Ausschläge“; Kopfschmerzen, Brüche, Lähmungserscheinungen, zu hohen oder zu niederen Blutdruck, Eisenmangel, Bluterkrankungen, Herzbeschwerden, Leber, Hüftprobleme, Gallensteine, Arteriosklerose usw.

Aufgabe:
Bring Feuer in die Welt!

Das eigene „Latium“, Fähigkeiten, Meisterschaft:

Klarheit in Abgrenzung und Wille, Ausdauersportler, Trainer, Konzentration auf die wesentlichen Ziele, innere Autorität, eigene Grenzen kennen, etwas nicht können ist kein Gesichtsverlust, kalkulierte Risiken eingehen, souveräner Chef kraft Leistung, guter Lehrer oder Vater, Regisseur, gelebte Weltanschauung, Sozialpolitiker, gerechter Richter, Reiseleiter, Entwicklungshelfer, Philosoph, Fachmann für fremde Kulturen, usw.

Ein Beispiel aus meiner Praxis:
Ein Klient kam zu mir nach seinem zweiten Herzinfarkt. Er nannte sich selbst einen „Workaholic“, hatte Saturn im 5. Haus, in Opposition zur Sonne und im Quadrat zu Mars. Als wir im Gespräch auf seine Kindheit kamen, erzählte er von seinem erfolgreichen Vater, der ihn vor seinen Geschäftspartnern oft bloßgestellt hatte, auf der anderen Seite aber immer Spitzenleistungen erwartete. So war sein Vaterbild (Sonne/Saturn) angstbesetzt und als Lösung für dieses Problem musste er auf jeden Fall noch erfolgreicher werden. Als privater erotischer Mann (Mars) hingegen, war er jedoch sehr gehemmt.
An diesem Beispiel wird deutlich, dass Menschen durchaus einen Feuer-Bereich kompensieren können und gleichzeitig den anderen gehemmt vermeiden.

Prominentes Beispiel:
Joschka Fischer: 12.4.1948; 5.30 Uhr; Gerabronn
Viel Feuer; Saturn im 5. Haus; Konjunktion Mars; Trigon Sonne.


E r d e

Viel Erde in der Anlage, Saturn im Erdhaus 2, 6 oder 10, Saturn im Aspekt zu Venus

Einige Übersetzungen für den Erd-Bereich:


Werte, Selbstwert, Talente, Körperlichkeit, Sicherheit, Genuss, Geschmack, Sinnlichkeit, Beständigkeit, Arbeit, Ordnung, Gesundheit, Leistung, Regeln, Verantwortung, Pflicht, Zuverlässigkeit, Gemeinwesen, Staat, Realität, Gesellschaft, Gesetze usw.

Hemmung: Angst vor … (Flucht oder Vermeidung des Erd-Bereichs)

Führt zu Selbstwertmangel, Armut, Bescheidenheit, sich unter Wert verkaufen, man gönnt sich nichts, meint man kann nichts, kann nicht genießen, Ablehnung von Erotik und Sinnlichkeit, Neid, Missgunst, arbeitslos, abhängig vom Staat, Hypochonder, Duckmäuser, „Radfahrer“, lässt sich alles vorschreiben, keine eigene Verantwortung projiziert Schuld auf andere, abhängig von Autoritäten.

Eine Abwertung oder Vermeidung des Erd-Bereichs kann auch dazu führen, dass die Betreffenden in das Element Luft flüchten, um sich nicht mehr mit der Realität oder dem Konkreten auseinandersetzen zu müssen. Sie wirken dann oft locker, bleiben unverbindlich, wollen sich nicht festlegen lassen und binden sich an nichts, was ihre Beweglichkeit einschränken könnte. Manchmal könnte man sie auch für „wässrig“ halten, sie trauen sich nichts zu, sind empfindsam und halten sich für unfähig, sich der harten Realität zu stellen.

Kompensation: Angst um … (Erd-Bereich suchen und übersteigern)


Führt zu Geiz, eigenen Wert über Besitz definieren, übersteigertes Festhalten an Traditionen oder Brauchtum, sich erotisch beweisen müssen, immer im neuesten Trend sein, angeben mit dem eigenen Besitz, muss immer alles selber machen, da es keiner gut genug macht, Arzt, Politiker, Amtsträger, Chef kraft Amtes, Gesetzeshüter, fühlt sich für alles verantwortlich, muss immer alles regeln und unter Kontrolle haben, körperliche Überforderung, der Macher, usw.

Projektionsfiguren:


Polizei, Richter, Politiker, der Reiche, der Geizige, Richter, Lehrer, Eltern, Autoritäten, der Arme, der Genießer, der Arzt.

Krankheitsentsprechungen:


Alle chronischen Prozesse, Versteifungen, Verhärtungen, Nierensteine, Knie- und Rückenprobleme, Verdauungsprobleme, Knochenbrüche, Sklerose, Koliken, usw.

Aufgabe:

Bring Erde in die Welt!

Das eigene „Latium“, Fähigkeiten, Meisterschaft:

Gesunder Selbstwert, kann Talente und Fähigkeiten realistisch einschätzen, weiß, was er mag und was nicht, eigener Geschmack, kann Leben sinnlich genießen, verantwortungsbewusster Umgang mit Geld und Werten, Modebranche, Bank, Meisterkoch, Gartengestaltung, guter Arzt, verantwortungsbewusster Chef, kann gut delegieren, kennt seine Leistungsgrenzen, gerechter Richter, übernimmt Verantwortung in der Gesellschaft, Vorbild, innere Autorität usw.

Prominenten-Beispiele:
Helmut Kohl: 3.4.1930; 6.30 Uhr; Ludwigshafen am Rhein
Wladimir Putin: 7.10.1952; 12.05 Uhr; Leningrad (Neumond vor der Geburt in Jungfrau)



L u f t

Viel Luft in der Anlage; Saturn im Lufthaus 3, 7 oder 11; Saturn im Aspekt zu Merkur (Uranus)

Einige Übersetzungen für den Luft-Bereich:

Kommunikation, Lernen, Kontakte, Interessen, Partnerschaften, Offenheit, Flexibilität, Neues, Geschicklichkeit, Begegnungen, Beziehungen, Austausch, Kultur, Freundschaften, Gruppen, Hobby. Vereine, Humor, Originalität, Individualität, Zukunftsvisionen, Freiheit, Unabhängigkeit usw.

Hemmung: Angst vor … (Flucht oder Vermeidung des Luft-Bereichs)

Führt zu Lernschwierigkeiten, Stottern, fühlt sich dumm und ungebildet, Schweigen, Kontakthemmung, Einsamkeit, keine Freunde oder Beziehungen, kein Smalltalk, meidet Menschenansammlungen, Platzangst, Prüfungsangst, Überanpassung, Ernsthaftigkeit, Ungeschicklichkeit, Angst vor Formularen und Verträgen usw.

Diese Menschen mit der Angst vor der Luft wirken oft viel „erdhafter“. Sie sind besonnener, vorsichtiger und zurückhaltender, reden wenig und halten nichts von der „Leichtigkeit des Seins“, sondern nehmen das Leben oft schwer.

Kompensation: Angst um … (Luft-Bereich suchen und übersteigern)


Führt zu muss alles immer besser wissen, redet viel, lautes Lachen, belehren, muss immer originell sein, Witze-Erzähler, der ewige Student, viele Beziehungen und Kontakte, kennt „Gott und die Welt“, schmückt sich mit interessanten Persönlichkeiten aus der Kulturszene, ist dauernd unterwegs, ist in vielen Vereinen, hat „tolle“ Hobbies, Atheist, übernervös und unruhig, alles vertraglich regeln oder unabhängig sein müssen usw.

Projektionsfiguren:

Kluge, Gelehrte, Lehrer, Beliebte, Künstler, Paare, originelle Persönlichkeiten, Schwätzer, Leichtfertige usw.

Krankheitsentsprechungen:

Kontaktallergien, Atemwegserkrankungen, Hände, Augen, Nerven, Nierensteine (von der Waage-Venus), Stottern, Sprachstörungen, Störungen im Bewegungsapparat usw.

Aufgabe:
Bring Luft in die Welt!

Das eigene „Latium“, Fähigkeiten, Meisterschaft:

Der gute Redner, Journalist, Schriftsteller, Paartherapeut, der gute Freund, Vorsitzender im Verein, handwerkliche Geschicklichkeit, der Diplomat, Erfinder, Menschenfreund, Sozialpolitiker, Humorist, guter Lehrer, klare Sprache, Notar; usw.

Prominenten Beispiele:
Dieter Hildebrandt: 23.5.1927; 6.00 Uhr; Bunzlau (PL)
Thomas Gottschalk: 18.5.1950; 17.00 Uhr; Höchstadt an der Aisch


W a s s e r


Viel Wasser in der Anlage; Saturn im Wasserhaus 4, 8 oder 12; Saturn im Aspekt zu Mond (Neptun, Pluto)

Einige Übersetzungen für den Wasser-Bereich:

Gefühle, Bedürfnisse, Heimat, Herkunft, Geborgenheit, brauchen, der Bauch, Rückzug, Träume, Sehnsüchte, Innenwelten, Verborgenes, Tabu-Themen, Tiefe, Psyche, Seele, Verdrängtes, Verborgenes, Familienerbe, Wandlungskräfte, Macht/Ohnmacht-Themen, Abhängigkeiten, Sexualität, Intensität, Religio, Urvertrauen, Hingabe, Loslassen, Gelassenheit usw.

Hemmung: Angst vor … (Flucht oder Vermeidung des Wasser-Bereichs)

Führt zu keine Gefühle zeigen, keine Nähe zulassen, Einsamkeit, Verschlossenheit, keine Familie haben wollen, sich nicht einlassen, Kontrolle der Gefühle und Bedürfnisse, nur Realität zählt, Träume sind Schäume, Rationalist, sich nicht binden, nichts brauchen dürfen aus Angst vor Abhängigkeit, Stille, Alleinsein, Schlaf, nicht träumen, sich nicht fallen lassen können, nicht entspannen können usw.

Menschen, die das Wasser in der gehemmten Form leben, erscheinen oft erdhafter oder luftiger. Sie rationalisieren meist die Gefühle und wirken realitätsbezogener als sie ihrer Anlage nach gedacht sind.

Kompensation: Angst um … (Wasser-Bereich suchen und übersteigern)

Führt zu sich immer um alle kümmern, rührselig, vertrauensselig, sentimental, braucht immer Bedürftige, übergroßes Mitleiden, Helfersyndrom, steckt ständig in irgendwelchen Krisen, übersensibel, überempfindlich, macht  fortwährend Therapien, ist selber dauernd Therapeut für andere, weint sehr leicht, leidet unter der Welt, Rückzug aus der Welt, ständige Nabelschau, Retter, religiöse Übersteigerung, heilige Visionen, sich opfern, der „gute Mensch“, Abhängigkeiten schaffen, starke Verlustängste, Co-Abhängige usw.

Projektionsfiguren:

Heilige, Künstler, Süchtige, Hilfsbedürftige, die schlechte Welt, Kinder, Familien, Therapeuten, Seelsorger, Opfer, Retter, Naive und Gutgläubige, Kranke usw.

Krankheitsentsprechungen:

Alle diffusen Erkrankungen; Krankheit hat oft seelischen Hintergrund; Magen; weibliche Geschlechtsorgane und Brust; Lymphe; Niere; Blase; Abwehrschwäche; niederer Blutdruck; Schwindel; Ohnmacht; Krankheit als emotionales Druckmittel; Schlafstörungen; Depressionen usw.

Aufgabe:
Bring Wasser in die Welt!

Das eigene „Latium“, Fähigkeiten, Meisterschaft:

„Sich öffnen ohne zu zerfließen, bei sich bleiben ohne sich zu verschließen“, seiner Intuition trauen können, die Sprache der Seele verstehen, der gute Therapeut, der gute Seelsorger, Sterbebegleitung, Krisenbegleitung, ehrliche Gefühle, weiß, was er braucht und was ihm gut tut, kann Geborgenheit geben, tiefes Vertrauen in den Fluss des Lebens, sich geführt fühlen, Traumdeutung, Hingabe, sich tief einlassen ohne sich zu verlieren, reiches Traumleben, reiche Phantasie usw.

Prominenten Beispiele:
Johannes Paul II.: 18.5.1920; 13.10 Uhr; Wadowice (POL)
Albert Schweitzer: 14.1.1875; 23.50 Uhr; Kaysersberg (F)
Auch Mutter Theresa hat wohl den Saturn im 4. Haus, ich habe aber keine exakten Daten.

Die Vierheit beschreibt unser In-der-Welt-Sein. Wir sind getrennt von der Einheit, gebunden an das Kreuz der Körperlichkeit in der Welt der Polarität und damit unvollkommen. Dem und somit Saturn können wir solange wir leben nicht entfliehen, wir bekommen die Angst nicht weg.
Zum Glück, denn wenn wir sie sinnvoll nutzen, zeigt sie uns den Weg. Sie ist der Urimpuls, der innere Antrieb zur Vervollkommnung, nach diesem Gesetz sind wir angetreten und sollen es erfüllen. Jedes Ausweichen vor dieser eigentlichen Angst, unserem Saturn, sei es durch Vermeidung oder Kompensation, bezahlen wir womöglich mit weiteren, verlagerten Ängsten und mit Entwicklungsstagnation.
Und damit fordern wir vielleicht neues „Schicksal“ heraus, es wird uns wieder etwas geschickt als Herausforderung.

Wenn wir uns allerdings unserem Gesetz, unserem Saturn, stellen, die Forderung des Lebens annehmen, wächst uns ein neues Können zu. Jede bewältigte Angst ist ein Schritt zur Reife. Mit Saturn geht das nicht schnell. Das Gesetz, nach dem wir angetreten, gilt unser ganzes Leben. Somit ist es eine lebenslange Aufgabe, zu wachsen und zu reifen


Tarot-Karte „Der Eremit“ 

Betrachten Sie einmal die Tarotkarte "der Eremit" aus dem Rider Waite-Trot (siehe Abbildung unten).
Ein Eremit ist jemand, der sich auf das ihm Wesentliche reduziert, der nicht mehr nach den Regeln der Welt lebt, sondern nach seinen eigenen oder besser nach den göttlichen Gesetzen. Im Tarot symbolisiert diese Karte unter anderem das Saturn-Prinzip. Der Eremit trägt sein Licht, es ist ein Stern (Uranus, die Idee), dem er folgt, der ihm den Weg weist, das Gesetz, nach dem er angetreten ist. Diese Symbolik hatten wir am Anfang schon, der Kreis mit dem Kreuz, das Geburtshoroskop. Der Körper, Saturn, ist der Träger des Lichts, der Idee. Das bedeutet auch das Wort Luzifer, der Lichtträger, der Gegenpol zu Gott, der Teufel. Der Körper ist unvollkommen, aber nur durch ihn kann das Licht in die Welt kommen. Das erzählt uns auch unser christlicher Mythos, die Geburt des Lichts in der Steinbock-Zeit: Christus wird geboren, das göttliche Licht verkörpert sich und er zeigt uns durch seinen Weg auch unseren Weg, er hat sein Kreuz angenommen und getragen, seine Aufgabe erfüllt, mit all der Angst, die damit verbunden war, denn er war auch ein Mensch in einem Körper.

Der Eremit geht auf Neuschnee, es sind keine anderen Spuren zu sehen.  Das soll uns sagen: „Geh nicht in vorgegebenen Abdrücken, sondern hinterlasse deine eigenen Spuren hier in der Welt.“ Das ist oft schwer und macht Angst, eben die saturnische Angst vor der Bewertung durch andere.

Eine buddhistische Weisheit sagt: “Wenn du es eilig hast, gehe langsam.“ So will uns Saturn mittels der Angst ebenso auffordern: „Mach langsam, schau genau hin“. Er ist dann wie eine rote Ampel, an der wir stoppen sollen, um den Weg, das uns Wesentliche, zu überdenken. Sagt mir die Angst: „Lass es, es ist nicht dein Weg“ oder: „Stell dich der Herausforderung, es ist deine Aufgabe, geh sie an“. Und um das zu unterscheiden, kann die Beschäftigung mit der individuellen Saturn-Thematik in der Radix wertvolle Hilfestellung leisten, um den Weg der „sinnvollen Angst zu gehen. Vielleicht ist es das, was den Weisen, den Eremiten, ausmacht, er kennt seine Grenzen, weiß, dass er Vollkommenheit und Angstfreiheit hier im Leben nicht erreichen kann, aber er nutzt die ihm gegebene Zeit und arbeitet geduldig daran weiter, um Grenze um Grenze zu überwinden, um Fußabdruck um Fußabdruck des Eigenen und Individuellen hier in der Welt zu hinterlassen.



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