Rauhnächte astrologisch gedeutet

In den Rauhnächten die Sonne ins Haus holen!
Anregungen von Ernst Ott aus der Astrologie, um den Jahreswechsel bewusst zu gestalten.

Wintersonnenwende


Die Rauhnächte begleiten die Wintersonnenwende und den Jahreswechsel. Das Feiern von Abschied und Neubeginn ist ein wichtiges Ritual. Irgendetwas hört ja immer auf, und wie von selbst kommt immer wieder etwas Neues ins Leben. Feste und Rituale helfen uns, bewusst abzuschließen und bewusst neu anzufangen. Sie helfen uns, Ordnung in die eigene Biografie zu bringen.

Es ist Tradition,  in den Weihnachtstagen und „zwischen den Jahren“ die Rauhnächte zu begehen. Sie bieten eine Möglichkeit, dem Übergang nicht einfach zuzuschauen, sondern ihn zu gestalten.

In den Tagen nach der Wintersonnenwende steht die Sonne ein zeitlang wie still, bevor sie dann ihren Aufstieg beginnt. Mit der Sonne bei 0° Steinbock hat das natürliche Jahr seinen tiefsten Punkt erreicht, der Abstieg der Sonne, der im Sommer begonnen hat, ist abgeschlossen, und vor dem erneuten Aufstieg lohnt es sich zuerst einmal durchzuatmen, wozu die Rauhnächte uns eine schöne Gelegenheit bieten.

Geburt der Lichtgötter

Alle Völker aller Zeiten feierten zur Wintersonnenwende ein Lichterfest, denn im Dunklen wird das Licht geboren. Im alten Ägypten verbrachten die Menschen die letzte Nacht des Sonnenjahres gemeinsam in einem dunklen Raum und feierten am Morgen des ersten Steinbocktages den Sonnenaufgang, indem sie ein Bild der großen Göttermutter Isis  im blauen Sternenmantel verehrten. Sie trug ihr in dieser Nacht geborenes Kind auf dem Schoss, den Sonnengott Horus. Die Ägypter erschufen die poetische Idee des Gottes als Kind, denn das neu geborene Sonnenjahr ist an diesem Tag noch klein wie ein Baby. Dennoch strahlt es wie jedes Kleinkind eine große Zukunftshoffnung aus.

Überall in der antiken Welt wurde der 25. Dezember (an welchem damals die Sonnwende stattfand) als Fest der unbesiegten Sonne (Sol invictus) gefeiert. Auch die Christen übernahmen etwa 400 n. Chr. dieses Fest, um die Geburt Jesu zu feiern. Zwar ist der Geburtstag des historischen Jesus unbekannt, aber die Erfindung seines Geburtstages am 25. Dezember ist symbolisch sinnvoll, denn auch Christus wurde mit der aufsteigenden Sonne verglichen, mit der künftigen Sonne der Gerechtigkeit.

Zwölf, die Zahl der Sonne

Auf die Wintersonnenwende folgen zwölf magische Tage des Übergangs. Denn die Zwölf ist eine Sonnenzahl, bewegt sich doch die Sonne über zwölf Stationen durch das Jahr, aus denen die Tierkreiszeichen des tropischen Tierkreises abgeleitet wurden. Diese Tage sind also ein Spiegel des Jahres. In den ersten zwölf Tagen des Aufstiegs wird symbolisch das ganze Jahr vorweggenommen. So steht jeder Tag für eines der Tierkreiszeichen. Durch das Feiern der Rauhnächte können wir auf das Sonnenjahr vorausschauen und uns damit ein Stück Sonne ins Haus holen.

In der Astrologie gilt ja der Moment der Geburt als Same für das ganze Leben. Das auf den ersten Atemzug berechnete Geburtshoroskop eines Menschen zeigt bereits die Anlage seiner späteren Entwicklung. Auf ähnliche Weise können wir aus den Rauhnächten ein Ritual machen, um die kommenden zwölf Monate mit guten Gedanken willkommen zu heißen. Mit den Monaten wären dann nicht die Kalendermonate gemeint, sondern die Zeiten, in denen die Sonne ein bestimmtes Tierkreiszeichen durchläuft.

Anregungen für die zwölf Rauhnächte

Für die Wirksamkeit des Rituals ist es nicht wichtig, wann wir beginnen. Astrologisch stimmig wäre ein Beginn am Tag der genauen Sonnenwende, um den 21. Dezember, was in einer Ephemeride nachzuschlagen wäre, da der Tag und die Stunde jedes Jahr variieren). Wir können aber auch nach einer anderen Tradition am 25. Dezember beginnen, so dass die Rauhnächte am Dreikönigstag abgeschlossen sind. So oder so umfassen sie die ersten Tage des Sonnen-Aufstiegs im Steinbock, sowie auch das kalendarische Neujahr.

Es wäre sinnvoll, an jedem Abend jeweils eine kleine Feierstunde zu begehen. Die Charakteristik des jeweiligen Tages wird im Folgenden beschrieben. Dabei könnte man jeden Abend eine neue Kerze anzünden. Wer gerne bastelt, kann einen „Adventskranz“ mit zwölf Kerzen für die Rauhnächte erfinden, die nach und nach entzündet werden. Vielleicht wäre Gelegenheit, sich für jeden der kommenden Tierkreismonate eine Tarotkarte zu ziehen oder über das jeweilige Tierkreiszeichen zu meditieren.

Erster Tag: Der Aufbau-Tag (Steinbock)

Er steht für den ersten Abschnitt des aufsteigenden Sonnenjahres, für die Steinbock-Zeit. Sie gleicht der Symbolik des Saturn, des Planeten des Leistungsbewusstseins.
Es ist der Aufbau-Tag, um ein Fundament zu legen und den ersten Schritt auf dem Weg zu einem großen Projekt zu tun. Wir könnten uns an diesem Tag die Frage stellen: „Was möchte ich im kommenden Jahr aufbauen?“ Wer mag kann auch ergänzend eine Tarot-Karte als Antwort auf diese Frage ziehen.

Zweiter Tag: Der Narren-Tag (Wassermann)

Er steht für den nächsten Abschnitt des Sonnenjahres, für die Wassermann-Zeit. Diese entspricht auch der Symbolik des Originalitäts-Planeten Uranus.
Der Narren-Tag ist dazu da, sich eine Freiheit zu nehmen und mit etwas völlig Neuem zu experimentieren. Wir könnten heute mal alles von seiner witzigen Seite aus betrachten. Fragen wir uns: „Wie kann ich mehr Freiheit und Leichtigkeit in mein Leben bringen?

Dritter Tag: Der Entspannungs-Tag (Fische)


Der dritte Rauhnächte-Tag nimmt die Vorfrühlingszeit mit der Sonne im Tierkreiszeichen Fische vorweg.  Sie wird von Neptun begleitet, dem Planeten der feinstofflichen Energien.
Der Entspannungs-Tag eignet sich, um auszuatmen, damit die Energie der geistigen Welt in uns einströmen kann. Öffnen wir uns und stellen uns die Frage: „Wie komme ich zu mehr innerem Frieden?“

Vierter Tag: Aufbruchs-Tag (Widder)


Dieser Tag entspricht dem Frühlingsmonat des Tierkreiszeichens Widder. Die Widderzeit entspricht der Symbolik des Mars, des Planeten der Pioniertaten.
Der Widder-Tag ist ein Tag zum Aufbrechen. Starten wir etwas Neues, das uns Freude macht. Hier könnten wir uns die Frage stellen: „Welchen spontanen Impulsen will ich heute folgen?“ Falls Sie diese nicht sofort wahrnehmen, so lassen Sie sich von einer Karte inspirieren!


Fünfter Tag: Der Genießer-Tag (Stier)

Er ist der Vorbote des Stier-Monates. Die sinnliche Venus ist die Göttin dieser Epoche.
Der Genießer-Tag ist ein Tag der Natur und der Sinnesfreuden, an dem wir es uns gemütlich machen wollen. Wir können uns die Frage stellen: „Was ist wirklich wertvoll in meinem Leben? Was liebe und genieße ich am meisten?“

Sechster Tag: Der Denk-Tag (Zwillinge)


Er lässt uns einen ersten Blick auf die Zwillinge-Zeit des kommenden Jahres werfen. Sie unterliegt dem neugierigen Merkur.
Im sechsten Rauhnächte-Ritual lohnt es sich, einmal über unsere Alltagsgewohnheiten nachzudenken. Wir sollten auch Fragen stellen, Dinge in Frage stellen und etwas lernen: „Was macht mich am meisten neugierig?“

Siebter Tag: Der Wohlfühl-Tag (Krebs)

Er entspricht der sommerlichen Krebs-Zeit, die genau am Höhepunkt des Sonnenjahres mit der Sommersonnenwende beginnt.  Der Gefühlsplanet Mond bestrahlt dann die lauen Mittsommernächte.
Am Wohlfühl-Tag sollten wir Geborgenheit und Nähe suchen und auf unseren Bauch hören. Fragen wir uns: „Was braucht mein inneres Kind?“

Achter Tag: Der Fest-Tag (Löwe)

Er repräsentiert in der Reihe der Rauhnächte die Löwe-Zeit. Dann ist uns die Sonne, der Planet der Lebensfreude nahe.
Am Fest-Tag können wir feiern, tanzen und uns einen großen Auftritt verschaffen. Hier dürfen wir uns einmal ins Zentrum stellen. An diesem Tag können wir die Frage beantworten: „Wer oder was erwärmt mein Herz?“

Neunter Tag: Der Klärungs-Tag (Jungfrau)

Nun denken wir an die Energie der Erntezeit, wenn die Sonne im Tierkreiszeichen Jungfrau steht. Sie unterliegt der Symbolik Merkurs, der auch der Analytiker unter den Planeten ist.
Der Klärungstag eignet sich, um sensibel zu beobachten, was sich tut und um Dinge ins Lot zu bringen, ebenso, um dem eigenen Körper etwas Gutes zu tun. Fragen wir uns nun: „Was kann ich heute bereinigen?“

Zehnter Tag: Der Begegnungs-Tag (Waage)


Er steht symbolisch für die Waage, den zehnten Tierkreisabschnitt, der mit der Herbst-Tag-und-Nachtgleiche beginnt, wenn Licht und Schatten harmonisch ausgeglichen sind. Die Waage unterliegt dem Liebes- und Beziehungsplaneten Venus.
Der Begegnungstag soll uns daran erinnern, gute Beziehungen zu pflegen und uns an ihnen zu erfreuen. Hier verschaffen wir uns die Freude, einen Menschen zu treffen, mit dem Geben und Nehmen ausgeglichen ist. Fragen wir uns: „Mit wem kann ich mich liebevoll austauschen?“

Elfter Tag: Der Forschungs-Tag (Skorpion)

Er ist ein Abbild der Skorpionzeit.  Der Verwandte des Skorpions unter den Planeten ist der leidenschaftliche und hintergründige Pluto.
Dieser Tag entfaltet unseren Forscherdrang. Wir schauen hinter die Kulissen und unter den Teppich. Da sollten wir uns von der Frage inspirieren lassen: „Welches Geheimnis lockt mich?“

Zwölfter Tag: Reise-Tag (Schütze)


Er entspricht dem letzten Monat des Abstiegs der Sonne zur Wintersonnenwende, dem Tierkreisabschnitt Schütze.  Sie unterliegt der Symbolik des Jupiter; dieser größte aller Planeten ist Symbol für den optimistischen Weltenbummler in uns.
Es ist ein Reisetag auch im übertragenen Sinne, an dem wir unseren Horizont erweitern und uns auf etwas faszinierend Fremdes einlassen können. Die Begegnung mit dem Fremden bildet. Fragen wir uns: „Welchen Entwicklungsschritt kann ich heute tun?“


Ich wünsche Ihnen bewusst erlebte Rauhnächte, eine gute Reise über die Schwelle der dunklen Tage hinweg und dass es Ihnen gelingt, das neue Jahr nach Ihrem eigenen Schöpfergeist zu gestalten!

Ernst Ott

 

(Bild mit der Kerze: Christoph Löhr)


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