Ein Wunschring im Zeichen des Krebses

"CRESCAS - wachse und gedeihe!" Das gravierten die Eltern auf ein kleines Goldringlein und schenkten es Ihrem Kind.

In der Siedlung beim römischen Kastell Aalen lebte vor 1.700 Jahren eine Familie, der das Wohl ihres Kindes sehr am Herzen lag. Wir kennen den Namen der Leute nicht, auch nicht den ihres geliebten Kindes. Aber jetzt holten die Archäologen aus dem Boden ein goldenes Ringlein, das diese damals dem Kind geschenkt hatten. Es ist so klein, dass es nur an einen Kinderfinger passt und enthält einen magischen Wunsch: „CRESCAS“, das heißt „du mögest wachsen und gedeihen!“

An der Seite ließen sie vom Goldschmied stilisierte Getreideähren einritzen. Es sind die Ähren der Ceres und der Proserpina (Persephone), letztere ist die Gattin des Unterweltgottes Pluto. Alle drei sind machtvolle Wachstumsgötter. Sicher sorgten diese Eltern sehr fürsorglich für das Wachstum ihres Kindes, wussten aber, dass sie dazu auch die Hilfe der Götter benötigten.

Nun werden wir nach so vielen Jahrhunderten Zeugen einer rührenden kleinen Alltagsszene, die übrigens der damaligen Zeitqualität entsprach: Wenn die Archäologen den Ring richtig datiert haben, stammt er aus dem ersten Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts. Damals stand Pluto im Krebs, dem Zeichen der Kinder.

Ernst Ott

Bild: „Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2017“, wbg THEISS Verlag 2018
www.wbg-wissenverbindet.de/13568/archaeologische-ausgrabungen-in-baden-wuerttemberg-2017


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