Wassermann und Uranus: Zeichen der Freiheit

Am 14. Juli 1789 eroberte das Volk von Paris die Bastille. Eines der sichersten und gefürchtetsten Gefängnisse der damaligen Welt wurde geknackt. Das war der Startschuss zur französischen Revolution. Der Sturz dieses Gefängnisses hatte einen so hohen symbolischen Wert

Die spannende Geschichte vom Bau und Fall der Bastille

von Ernst Ott

 

Am 14. Juli 1789 eroberte das Volk von Paris die Bastille. Eines der sichersten und gefürchtetsten Gefängnisse der damaligen Welt wurde geknackt. Das war der Startschuss zur französischen Revolution. Der Sturz dieses Gefängnisses hatte einen so hohen symbolischen Wert, dass man schon zwei Tage später damit begann, die Festung einzureißen.  Aus den Ketten der Gefangenen wurden Freiheitsmünzen geprägt, und noch heute erinnert der französische Nationalfeiertag am 14. Juli unter anderem an den Sturm der Bastille.

Wir kennen von diesem Gebäude sowohl das genaue Datum des Baubeginns als auch die Stunde, an dem es gestürmt wurde, also sozusagen das „Geburts-„ und das „Todes-Horoskop“. Beide sind aufschlussreich.

Hier das Horoskop der Grundsteinlegung (23. April 1370 nach dem julianischen Kalender).

Im Krieg gegen die Engländer wurde im 14. Jahrhundert die Bastille errichtet. Ihre Nutzung als Gefängnis war vorerst nur der Nebenzweck. Sie wurde primär als Teil der Stadtbefestigung und als östliches Stadttor errichtet. Die Sonne stand im Stier, dem Zeichen der Dauer und Sicherheit. An derselben Stelle stand Pluto, Planet der Intensität. Man versuchte sich also massiv und mit aller Energie zu schützen.

Das Gebäude mit seinen vielen Türmen war ein schwerer Klotz, so massiv, dass es nach dem Bastille-Sturm 1789 über ein Jahr dauerte, bis die Revolutionäre all diese Steine wieder heruntergeschlagen hatten.

Genau zweihundert Jahre später, 1989, beim Mauer-Fall in Berlin wurden Stücke der Mauer als Andenken gesammelt, und ähnlich machten es 1789 die französischen Revolutionäre: Sie ließen von Bildhauern aus den Stein-Brocken kleine Bastille-Modelle herstellen. Diese wurden ins ganze Land verschickt, zum Beweis, dass die letzte Festung der alten Tyrannei jetzt der Freiheit Platz gemacht hatte.

Der Unterweltsgott Pluto im Zeichen Stier, der bei der Grundsteinlegung der Bastille Pate stand, sollte wohl - so könnte man es deuten - todsichere Sicherheit garantieren. Aber Pluto ist auch der Gott der Wandlung, der Gott der Zerstörung sowie des neuen Lebens, das aus Ruinen aufblüht.  Manche Gebäude tragen offenbar den Keim ihrer Zerstörung von Anfang an in sich. Dagegen helfen die massivsten Steine nichts.

Zeitzünder für den Untergang war der Freiheits- und Revolutions-Planet Uranus, der acht Jahre vor der französischen Revolution entdeckt wurde.  Beim Bau der Festung vierhundert Jahre davor – heute ist es ja kein Problem, das zurückzurechnen – stand Uranus im ersten Grad des königlichen Löwe-Zeichens. Das hätte dem Bau- und Kriegsherrn, König Karl V., bestimmt gefallen. Aber das sabische Symbol für diesen Grad lautet: „ Das Blut steigt einem Mann in den Kopf, der, durch Ehrgeiz angespornt, seine Energien mobilisiert.“  Dane Rudhyar fasst das Symbol sogar noch drastischer: „Ein Schlaganfall.“  Das ist nicht gerade ein Dauer und Sicherheit versprechendes Omen….

Dennoch stand die Festung zum Schrecken des Volkes erstmal gut vierhundert Jahre lang. Die absolutistischen Könige führten das Gefängnis im modernen kapitalistischen Stil: Um Geld zu sparen, verpachtete der Staat es an private Geschäftsleute, die dann die Aufgabe hatten, Geld von den Angehörigen der Gefangenen einzuziehen, um das Gefängnis zu unterhalten.  Es soll ein kommerziell lukratives Unternehmen gewesen sein.

Doch im Revolutionsjahr schlug dem Gebäude seine Stunde: Der umwälzende Planet Uranus kehrte an die „Geburts“- Stellung Anfang Löwe zurück. In den Tagen als der „Schlaganfall“ kurz bevorstand, soll einer der letzten Gefangenen durch die Gitterfenster zum Volk hinunter gerufen haben: „Befreit uns, sie töten hier die Gefangenen!“ Es war der Schriftsteller Marquis de Sade, welcher mit seinen pornografischen Werken Kirche und Staat verschreckt hatte. Als das Volk die Bastille stürmte, bewegte sich Uranus im fünften Grad Löwe. Dort heißt der sabische Spruch: „Felsformationen am Rande des Abgrunds“. 

Durch die egoistische Politik des Königs litt das Volk in jenen Tagen Hunger. Es hatte keine Geduld mehr und versammelte sich kaum bewaffnet vor der verhassten Festung. Als die Wachen das Feuer eröffneten, blieben sie standhaft. Die Menschen hatten nicht mehr viel zu verlieren.

Hier die Konstellation für den Zeitpunkt, an dem das Volk die Wachen überwältigte, das Horoskop des berühmten „Bastille-Sturms“, der so eine symbolhafte Wirkung auf die ganze künftige Weltgeschichte ausüben sollte. (Paris, 14. Juli 1789, 17 Uhr)

 

Am Westhorizont von Paris ging gerade der Kampf- und Kriegsplanet Mars unter (Mars am Deszendenten, am Punkt der Begegnung). Er stand praktisch an der gleichen Tierkreis-Stelle wie bei der Grundsteinlegung.  Es sind demnach zwei Planeten, Uranus und Mars, die ihren Zyklus gerade beendet hatten und in Konjunktion zu ihrer Geburtsposition standen, und zwar jene dynamischen Pionier-Planeten, die das Zeitalter der Demokratie und der Menschenrechte anzeigen, auch wenn leider dabei viel Blut floss und noch fließt. 

In unserer Zeit erlebten wir den Untergang der Zwillingstürme des World-Trade-Centers in New York.  Auch dieser machtvolle Symbolbau lebte nicht ewig, sondern nur einen Saturn-Zyklus lang. Als die Flugzeuge hineinrasten, stand Saturn, der große Zeitgeber unter den Planeten, an der gleichen Stelle wir beim Bau - in der Mitte des Zeichens Zwillinge.

Die folgende Skizze zeigt innen das „Geburts“-, außen das Untergangs-Horoskop der Bastille in Paris. Es gibt noch weitere interessante Auslösungen, ich habe vor allem die beiden wiederkehrenden Planeten Uranus und Mars grafisch herausgearbeitet.


 

 

Eine kleine aktuelle Nachbemerkung: Heute steht Pluto im Steinbock. Dieses Tierkreiszeichen ist wie der Stier ein Symbol der Stabilität und Dauer. Doch manche scheinbar für die Ewigkeit gebauten Strukturen unterliegen jetzt dem Wandlungs-Prinzip Pluto. Viele von uns haben Angst und hoffen, dass möglichst nichts weiter einstürzen werde. Das ist verständlich. Falls wir jedoch aus der Geschichte lernen wollten, könnten wir erkennen: Dieser angstvolle Wunsch, dass nichts einstürzen möge, entspricht der Einstellung der Bastille-Besitzer.  Der Tyrann wünschte sich keine Veränderung, sondern Stabilität. Die Gefangenen und das Volk sahen es anders. 

Mancher Einsturz führt zu einem längst notwendigen Wandel. Es ist eine Frage der Sichtweise. Damals war die Zerstörung des Gefängnisses der Beginn der Freiheit.  Wir könnten dies als Symbol für unsere Zeit betrachten.

 


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