Tierkreiszeichen Zwillinge: Gesprächs- und Beratungskunst

Was kann eine astrologische Beratung leisten? Eva Stangenberg ist davon überzeugt, dass sie echte Lebenshilfe leisten kann und möchte Ihnen in diesem Beitrag das Wie und Wieso aufzeigen.

Was kann eine astrologische Beratung leisten?

von Eva Stangenberg

 

In einer Umfrage zu diesem Thema würden die Antworten und Meinungen sicher von gar nichts bis echter Lebenshilfe reichen. - Ich bin davon überzeugt, dass sie echte Lebenshilfe leisten kann und möchte Ihnen in diesem Beitrag das Wie und Wieso aufzeigen.

Stellen wir uns astrologisch mal ganz dumm, so als hätten wir noch nie was von psychologischer Astrologie oder gar von Aussagegrenzen oder mehrdeutiger Symbolsprache gehört.
Unsere einzigen Kenntnisse hätten wir aus Presse und Medien.
Würden Sie dann zu einem Astrologen gehen? Und wenn ja, wann würden Sie es tun? Ich nehme mal an, wenn Sie etwas wissen wollten, z.B. wie es weitergeht im Beruf, in der Partnerschaft, mit Ihrer Gesundheit oder ähnliches. Vielleicht sind Sie auch in einer Krise oder müssen sich entscheiden und brauchen Hilfe. Und Sie würden eine Antwort auf Ihre Frage wie es weitergeht oder was Sie tun sollen erwarten. Und zwar von den Sternen. Denn Ihre Information ist ja, dort oben steht es, und der Astrologe kennt sich aus auf diesem Gebiet, ist vielleicht sogar medial mit einem Draht nach oben und kann es Ihnen nun sagen, was dort oben für Sie geplant ist. Nach der Beratung wissen Sie es und können sich einrichten auf das, was da kommen wird, oder können das tun, was geraten wurde.

Stellen wir uns dazu eine kleine Szene vor wie wir sie tagtäglich in den Medien sehen könnten:
Es ruft jemand an mit einer Frage, sagen wir in Bezug auf seine Partnerschaft und der Astrologe beantwortet sie und zwar ziemlich schnell, denn die Sendezeit ist ja teuer.

Klientin (K)
Guten Abend, ich habe eine Frage zu meiner Partnerschaft. Wie wird es damit weitergehen?
Astrologe (A): Ihre Daten bitte.
K: nennt sie.
A: Einen Moment bitte. Ah, ich sehe. Es geht Ihnen im Moment sicher schlecht in Ihrer Partnerschaft. Sie haben gerade eine ganz kritische Konstellation. Saturn transitiert Ihr 7. Haus. Oh, je. Ja und er steht in Ihrer Radix in großer Spannung zu Ihrem Venus/ Jupiter/Trigon. Das sieht nicht gut aus. Sie haben bestimmt auch schon schlechte Erfahrungen gemacht mit Ihrem Partner.
K: Äh, manchmal schon.
A: Sehen Sie. Und das wird jetzt wahrscheinlich noch schwerer. Saturn wird Sie plagen und belasten. Wollen Sie das?
K: Eigentlich nicht.
A: Na also. Worauf warten Sie dann noch? Geben Sie mir mal noch die Daten von Ihrem Partner.
K: nennt sie.
A: Na also, wußt ich´s doch. Genau hier steht er. Ja, er löst das Thema aus, mit seinem Uranus. Er wird Ihnen immer weh tun, die Zuverlässigkeit, die Sie sich wünschen, gibt er Ihnen nicht. Stimmt doch, oder?
K: Na ja, nicht immer.
A: Sehen Sie, und die wird er Ihnen nie geben können. Am besten, Sie trennen sich gleich, bevor es noch schlimmer kommt. Mit Saturn ist nicht zu spaßen.
K: Aber wir wollten in zwei Monaten heiraten.
A: Das können Sie, aber Sie werden schon sehen, was passiert. Sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Sie sind zu vertrauensselig, das sehe ich hier in Ihrem Horoskop.
Und in zwei Monaten steht Saturn genau auf der Spitze des 7. Hauses. Schlechter kann er gar nicht stehen.
Aber bitte, Sie müssen wissen, was Sie tun. Ich kann Ihnen nur raten, es zu lassen. Hier in Ihrem Horoskop steht es.
K: Ja dann, vielen Dank für den Rat. Wenn Sie denn meinen.
A: Nicht ich meine es, die Sterne sagen das und die lügen nicht.

Unsere Fragende hat eine eindeutige Antwort bekommen.
Ihre Erwartung an eine astrologische Beratung, nämlich dass sie klare Antworten geben kann in Entscheidungssituationen, wurde also bestätigt.
So wird es von den Medien dargestellt und es ist nicht verwunderlich, dass diejenigen, die das als einzige Information über Astrologie haben, es auch so erwarten. Das ist Astrologie, das kann Astrologie, in den Sternen steht es geschrieben und daran muss man nun glauben oder eben auch nicht.

Aber....wer hat denn geantwortet?
Die Sterne? Nein, der Astrologe. Er hat die Antwort gegeben und nicht etwa das Horoskop, denn das kann nicht sprechen.

Die Symbole, die hier im Kreis stehen, brauchen einen Übersetzer, der diese Sprache versteht, sie müssen gedeutet werden, um für den Betreffende Bedeutung zu bekommen. Und in unserem Rollenspiel hat der Übersetzer, der Astrologe, dabei einige gravierende Fehler gemacht. Und genau diese Fehler waren es, die die Erwartung der Klientin bestätigt hat, Astrologie kann eindeutige Antworten geben, soll ich dies tun oder jenes, ist das gut oder schlecht. Und genau da setzt auch die berechtigte Kritik von Astrologie-Gegnern an. Sie bezweifeln, dass das Schicksal eines Menschen in den Sternen geschrieben steht und, meiner Meinung nach, mit Recht.

Ein Horoskop setzt sich aus Symbolen zusammen, denn Astrologie ist eine Symbolsprache, die zwar nicht jeder versteht, die man aber lernen kann. Und dazu muss man nicht medial begabt sein.
Ein Symbol, was ist das? Das Wort stammt aus dem Griechischen (sym-ballein – zusammenwerfen) und meint Sinnbild, Zeichen, Kennzeichen.
Wir benutzen in unserem Alltag ebenfalls Symbole, Zeichen für, um etwas zu verdeutlichen, was mit Worten weitaus komplizierter wäre, auszudrücken.
Denken Sie z.B. an die Verkehrsschilder. Sie beruhen auf Vereinbarungen und Abmachungen über ihre Bedeutung, so dass sie jeder nach der Fahrschule deuten kann. Sie sind eindeutig.
Aber es gibt auch Symbole, die mehrdeutig sind. Das Schöne an Symbolen ist es ja gerade, dass sie eine Fülle an Informationen enthalten, die sich mit Worten eben weitaus schwierigen ausdrücken ließen. Diese Symbole beschreiben einen Sachverhalt, der komplex ist.
Denken Sie nur mal an das Bild eines Hauses, vielleicht von einem Kind gemalt. Mit diesem Bild drückt das Kind weitaus mehr aus als ein Gebäude, z.B. zu Hause Sein, Geborgenheit, Familie, sich wohl fühlen usw.  Das astrologische Symbol für dieses gemalte Bild ist der Mond. Und so wie dieses Bild vom Haus sind auch die astrologischen Symbole, hier der Mond, mehrdeutig und nie eindeutig wie unsere Verkehrsschilder. Damit haben sie nun aber den Nachteil, keine eindeutigen Antworten oder Verhaltensanweisungen wie ein Verkehrsschild geben zu können, aber eben den Vorteil, je nach Situation des Klienten, individuell übersetzbar zu sein.

Wenn also in einer astrologischen Beratung die Sprache auf den Mond käme, wäre es eben durch die Mehrdeutigkeit dieses Symbols möglich, die für den Klienten im Moment passende Übersetzung zu finden. Will er z.B. umziehen, seine Wohnsituation verändern, weil er sich nicht mehr wohl fühlt, will er eine Familie gründen oder sich eher mit den Mustern aus der Herkunftsfamilie auseinandersetzen usw.
Aber .. weiß der Astrologe im Voraus was für den Fragenden in Bezug auf das Thema Mond das Beste ist?

In unserer kleinen Szene vorhin ging es um das Symbol Saturn.
Der Astrologe hat eine Bedeutung herausgegriffen, nämlich Saturn ist belastend und schwer und macht damit Probleme. Er hat nur eine Übersetzung von den vielen Möglichkeiten aufgegriffen und sie als die richtige und einzige dargestellt.
Das war ein gravierender Fehler. Damit hat er suggeriert, das steht fest, es ist so, er weiß es besser als der Betreffende. Und daraus folgt: der Mensch ist diesem Geschick ausgeliefert, er kann gar nichts daran ändern, es steht eben fest wie es mit seiner Beziehung weitergeht.
Ein weiterer Fehler war die eindeutige Bewertung in gut und schlecht, nämlich Saturn macht Probleme.
Unsere astrologischen Symbole sind wertfrei. Keines ist besser oder schlechter als das andere. Sie beinhalten sowohl verschiedene Chancen als auch verschiedene Gefahren, je nachdem, wie sie benutzt werden. Als Bild könnte man sagen, sie sind wie Werkzeuge, z.B. ein Hammer. Ob Sie damit einen Nagel in die Wand, oder jemandem den Schädel einschlagen, liegt am Benutzer, nicht am Hammer.

Diese beiden Fehler - er hat noch mehr gemacht z. B. Aussagen über nicht anwesende Dritte ohne deren Einverständnis - aber beschränken wir uns mal darauf, führten nun dazu, dass die Klientin nach der Beratung anscheinend weiß, wie es weitergeht und was sie machen soll. Möglicherweise wird sie sich daran halten und das Empfohlene tun, sich also trennen anstatt zu heiraten und hat damit die Verantwortung für ihre Entscheidung abgegeben.

Die Erwartung an diese Art der Beratung war also eigentlich: Bitte nimm mir die Verantwortung ab und sag mir was ich tun soll. Und genau das hat der Astrologe getan.

Durch seine eindeutige Auswahl bei der Übersetzung des Symbols und durch die Bewertung hat er eine Antwort gegeben, allerdings er und nicht die Symbolik des Horoskops. Das ist in meinen Augen keine Lebenshilfe, im Gegenteil, der Astrologe bestimmt das Verhalten des betreffenden Menschen und hält ihn damit unmündig.

Eines der ganz wichtigen Kriterien seriöser Astrologie ist es aber, den Menschen durch die astrologische Beratung zu mehr Eigenverantwortung zu verhelfen. Also muss die Beratung, wie DAV-Astrologen sie machen und lehren, auch ganz anders ablaufen.
Dazu braucht es zu allererst einmal mehr Zeit als ein paar Minuten am Telefon und die Mitarbeit des Klienten.

Wie können wir uns das vorstellen? Greifen wir nochmals das Beispiel aus der kleinen Szene auf.
Der laufende Saturn am Himmel bewegt sich durch das 7. Haus unserer Klientin. Das weiß der Astrologe, das kann er berechnen. Dieses Haus steht unter anderem symbolisch für den Lebensbereich Partnerschaft. Was ist nun Saturn? Ein Symbol für: Realität, Verantwortung, Regeln, Struktur, Klarheit, Grenzen, Dauerhaftigkeit, Konzentration auf das Wesentliche usw.
Der Astrologe muss nun auch einen Begriff für Saturn auswählen, allerdings ist der jetzt wertneutral, z.B. die Übersetzung „Verantwortung“.
Und die Kombination aus beidem würde zu der Frage an die Klientin führen:
“Wie sind Sie denn bisher mit Verantwortung in Ihren Begegnungen, in Ihren Beziehungen umgegangen?“ Damit maßt der Astrologe sich nicht an, es zu wissen, sondern fordert die Klientin auf, sich Gedanken darüber zu machen wie es in der Vergangenheit war und auch darüber, was sie eventuell in der Zukunft verändern will.

Und nun folgt ein Gespräch, an dem die Klientin maßgeblich beteiligt ist und der Astrologe kann in seinen Fragen als Impulse zum Nachdenken immer weitere Saturn-Übersetzungen anbieten. Z.B.: Wie war es bei ihren Eltern, welche Erfahrungen und Regeln haben sie ihr mitgegeben? Entspricht das auch ihren Vorstellungen von einer Beziehung, was wäre für sie das Wesentliche, was möchte sie realisieren, woran möchte sie arbeiten und Verantwortung übernehmen? Wo sind aber auch ihre Grenzen und die Pflichten und Verantwortlichkeiten des Partners? Usw. Die Fragen beinhalten alle Übersetzungen von Saturn in Begegnungen und zeigen damit der Klientin ein breites Spektrum des Themas auf, ohne wertend oder gar festlegend zu sein.

Diese Art der Beratung konfrontiert die Betreffenden also mit sich selbst. Der Astrologe nutzt die verschiedenen Entsprechungen der Symbole als Impulse zum Nachdenken. Die verschiedenen Übersetzungen des Themas kennt er, aber er weiß nicht, was nun das Beste für die Klienten ist. Im Gegenteil, er hält sich raus und überlässt nach dem Gespräch die Entscheidung und die Verantwortung für sein Handeln dem Menschen selber. Und der hat durch die Konfrontation mit sich an Selbsterkenntnis gewonnen und ist sich nun bewusst, dass es an ihm liegt, wie er dieses Thema in seinen Beziehungen gestaltet will, es ist seine eigene Verantwortung und weder Astrologe noch Sterne nehmen sie ihm ab.

Und wenn ein Astrologe das Horoskop und die Symbolsprache so nutzt, kann er wirklich Lebenshilfe leisten, gerade weil er keine Antworten gibt.

 

Bild © weseetheworld - fotolia.com


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