Tierkreiszeichen Widder: Kämpferische Pioniertat

Am 12. April – mitten in der Widderzeit des Aufbruchs - ist der Gedenktag des Petrus Waldes, auf den sich die freien evangelischen Waldenser-Gemeinden in aller Welt berufen. Seine Biografie trägt den Stempel des Widderzeichens. Doch seine Widder-Pioniertat entspricht auch dem Uranus, denn Waldes trat manchen Herrschaften auf die Füße und rebellierte gegen alte Gewohnheiten. 

In der zweiten Hälfe des 12. Jahrhunderts, als der Rebell Uranus im kämpferischen Zeichen Widder stand, erlebte der reiche Bürger der Stadt Lion, Petrus Waldes (Pierre Valdes), wie ein ebenso reicher guter Freund plötzlich starb. Sein Geld und die besten Ärzte hatten ihn nicht retten können. Verunsichert und angstvoll suchte Waldes nach Sicherheit. Er fand sie im Evangelium: Christus war arm, der wahre Reichtum liegt in geistigen Werten, im Bezug zur Ewigkeit. Waldes verschenkte seinen  Besitz und erzählte den Leuten von seiner Liebe zum Evangelium und zu einem einfachen Leben, das sich  an wirklichen menschlichen und göttlichen Werten orientiert und nicht an Äußerlichkeiten.

Waldes muss eine interessante Persönlichkeit gewesen sein. Schade, dass seine Horoskop-Daten nicht bekannt sind. Dennoch ist der Waldes-Gedenktag in der Widder-Zeit stimmig, denn Waldes musste Neues schaffen und für seine Ideale kämpfen.  Noch zu seinen Lebzeiten wurden die Waldenser als Ketzer verbannt und geächtet.

Waldes hatte zwei Fehler gemacht: Als er in der Bibel las, jeder Christ solle den Mitmenschen die frohe Botschaft des Evangeliums erzählen, tat er dies. Er ließ zum ersten Mal die Bibel in die Volkssprache übersetzen und las diese überall vor. Doch die katholische Kirche erlaubte ausschließlich ihren Priestern, die Bibel zu lesen und zu verkünden. Waldes hatte gegen das Predigt-Verbot verstoßen, obwohl er vorerst nicht predigte, sondern nur das Evangelium vorlas. Für Waldes sollte jeder Mensch direkten Zugang zu Gottes Wort erhalten, und jeder konnte in diesem Sinne Priester sein. 

Sein zweiter Fehler: In seiner Gemeinschaft lasen und predigten auch Frauen, was für Päpste bis heute unverzeihlich ist.  Zuletzt erfuhr man noch, dass Waldes nicht mehr bereit sei, an das Fegefeuer zu glauben und sich weigere, den Menschen mit dem Teufel Angst zu machen. Und als man ihm schließlich jeden Auftritt in der Öffentlichkeit verbot, zitierte Waldes den Bibelspruch, man solle Gott mehr gehorchen als den Menschen.  - Die Kirchenfürsten tobten.

Die Waldenser haben im Verlauf ihrer Geschichte Entbehrungen gerne in Kauf genommen, damit sie treu zu ihrem Evangelium halten konnten. Sie haben sich mit dem Licht getröstet, das in die Dunkelheit leuchtet.
7 Planeten-Sterne, und im Zentrum die Sonne als 12-strahliger Tierkreis - dies ist das Wappen der Waldenser. Sonne und Planeten stehen stellvertretend für den ganzen Kosmos, denn das Licht leuchtet in die Finsternis, wie der lateinische Spruch mitteilt (siehe Bild unten).

Mit ihrem Wappen wählten die Freunde des Pierre Valdes ein starkes Symbol: Sie nahmen einfach die bescheidene Kerze, bei deren Licht sie mit ihren Schwestern und Brüdern allabendlich das tröstliche Bibelwort in der Volkssprache lasen. Und ohne direkt auf die Astrologie Bezug zu nehmen, erkannten sie im Kerzenschein symbolisch das ewige Licht der Sonne und der sieben Planeten, jener Lichter, die seit Anbeginn der Schöpfung auf- und niedergehen, doch niemals erlöschen.
Es ist erstaunlich, wie viele Jahrhunderte der Verfolgung durch die Inquisition die Waldenser intakt überstanden haben. Und gerne denken sie an die Pioniertat ihres Gründers Petrus Waldes zurück, dessen Tag auch die evangelische Kirche bei 22° Widder  jeweils am 12. April feiert.

Ernst Ott


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