Neun der Schwerter

„Ach Gott!“ ruft die Gestalt auf der Karte und verbirgt ihr Gesicht in den Händen.
Aber was denkt und fühlt sie bei diesem Ausruf?
Wie die meisten Tarotkarten ist auch die Neun der Schwerter bewusst mehrdeutig dargestellt. Die Fantasie des Betrachters arbeitet mit an der Deutung. Fragen sie sich einmal: Wie ist der Gesichtsausdruck hinter den Händen?  Was immer Ihnen einfällt hat mit Ihnen zu tun. Es spiegelt einen Gefühlszustand im Betrachter. Daraufhin aber empfehle ich Ihnen, einmal das Gegenteil zu denken.
Dazu ein Beispiel: Vielleicht fällt Ihnen zuerst ein: „Ach Gott, der arme Mensch hat kein Geld, das bereitet ihm schlaflose Nächte.“ Sie sehen ein weinendes Gesicht. Wenn Ihnen diese Deutung eingefallen ist, wird sie auf irgend einer Ebene für Sie auch eine Bedeutung haben.
Jetzt aber denken Sie das Gegenteil. Dann lacht das Gesicht: „Mein Gott! Warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen! Natürlich brauche ich nicht meine geliebte Bettdecke mit den Rosen und Sternzeichen ins Pfandhaus zu bringen. An meiner Wand hängt ja Geld wie Heu: Ich lasse meine antike Schwertersammlung in Sotheby’ Auktionshaus versteigern – das bringt Millionen!“ Kopfschüttelnd vor Erleichterung und Lachen hält die Gestalt beide Hände vor’s Gesicht. „Darauf hätte ich längst kommen können!“

Ernst Ott


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