Karsamstag, ein Pluto-Tag: Wie kommt man vom "Sterben" zur Neugeburt?

Der Karsamstag als Brückentag zwischen Ende und Neuanfang


Niemand feiert den Samstag vor Ostern. Dennoch erzählt dieser Tag eine spannende Geschichte. Auf Karfreitag folgt Ostern – aber nicht sofort. Der Karsamstag dazwischen enthält eine bemerkenswerte Symbolik.


Pluto und die Skorpion-Themen im Horoskop werden gewöhnlich mit dem Begriffspaar Tod und Neugeburt beschrieben. Tatsächlich begleitet uns der Planet der Wandlungen immer wieder auf dem Weg vom Sterben zum Neuanfang, vom Schatten ins Licht. Im Kreis der Jahresfeste entsprechen Karfreitag und Ostern diesen zwei Seiten Plutos. Ostern, der höchste Feiertag der Christenheit, betont durch seine Nähe zum Vollmond in der Widderzeit den Aufbruch und Neuanfang.


Doch zwischen Karfreitag und Ostersonntag erfolgt am Karsamstag ein Abstieg in die Unterwelt. Pluto-Energien entwickeln sich nämlich stets in einem dreistufigen Prozess. Die Symbolik des Karsamstags hilft uns, eine Art Brücke zwischen Ende und Neuanfang zu finden.


Christliche Bilder


Nach der Kreuzesabnahme, am Tag der Grabesruhe, lag Jesus einen Tag lang tot in seinem Grab. Die christliche Überlieferung – wie so oft paradox – erzählt, dass Christus gleichzeitig in die Unterwelt hinab gestiegen sei. Diese war nun allen Zeitgenossen Jesu als Plutos Reich bekannt. Dort lebten die Seelen der Vorfahren. Später deuteten die Christen diese Unterwelt-Fahrt als eine Art Missionsreise: Alle seit Adam und Eva verstorbenen Menschen waren ja leider noch nicht christlich getauft worden. Daher ging nun Christus persönlich zu ihnen, um sie sozusagen posthum zu erlösen.


Diese etwas naive Vorstellung nimmt aber dem archetypischen  Vorgang nichts von seiner Größe und Wahrheit: Vor dem Aufstieg in den Himmel ist ein Abstieg in die Unterwelt nötig! Dies sagt auch die antike Mythologie. Es handelt sich um Menschheitswissen, das sich immer wieder in neue Bilder kleidet. Dantes Göttliche Komödie ist übrigens die dichterisch großartigste Umsetzung dieses Gedankens, sie demonstriert in ihren drei Teilen die drei Stufen plutonischer Wandlung.


Das Zwischenglied „Unterwelt“ zwischen Tod und Auferstehung kann nun auf verschiedensten Ebenen gedeutet werden.


Was geschieht nach dem Tod eines Menschen?


Nahtod-Erfahrungen und viele andere Berichte lassen vermuten, dass die Seele des Verstorbenen von den Ahnen begrüßt und in die geistige Welt eingeführt wird.  Der Ort unserer Vorfahren ist aber mythologisch gesehen „die Unterwelt“. Nach dem Tod halten wir uns demnach in der zweiten Phase in der Unterwelt auf, wo ein Kontakt mit  Seelen möglich ist, die uns vorausgegangen sind. Ob dieser Ort als oben oder als unten beschrieben wird, braucht uns nicht weiter zu beschäftigen, da die Landschaft der geistigen Welt sicher nicht mit unserer zu vergleichen ist.  


Der Bericht über den Tag nach der Kreuzigung kann in diesem Sinne auch als Metapher gesehen werden: Am Karfreitag stirbt der Körper, am Karsamstag öffnet sich die geistige Welt der Vorfahren, die uns den Übergang erleichtern; dann an Ostern sind wir „auferstanden“ und das Leben geht auf neuer Ebene weiter.


Trauerarbeit


Der Zurückgebliebene, der den Tod eines lieben Menschen beklagt, ist mit drei anderen Phasen des Erlebens konfrontiert: Zuerst das „Karfreitags“-Erlebnis: Ein toter Körper. In der bisherigen Form hat man den Mitmenschen definitiv verloren. Das Ende des Prozesses besteht im „Oster“-Erlebnis, bei welchem der Trauernde die Trennung akzeptieren lernt; er ist dann auferstanden zu einer neuen Lebensphase ohne diesen Mitmenschen. Doch das geht nicht von einem Tag auf den andern. Wir müssen vorher die „Karsamstags“-Erfahrung der Grabesruhe machen. Selbst wenn sich der Tote aus der geistigen Welt medial melden sollte, sein Körper ist nicht mehr da. Wir brauchen Zeit, um uns an diese Spaltung zu gewöhnen: Die Seele lebt und ist in gewissem Rahmen noch spürbar, doch der Körper ist tot.


Erst nach dieser Pluto-Erfahrung  sind wir als bewusstere Menschen „auferstanden“. Wir sind uns über die lange Kette unserer Ahnen bewusst geworden, die hinter uns stehen. Und wir haben auch deutlich erfahren, dass in der Zukunft früher oder später der Tod auf uns wartet, der Wiedereintritt in die geistige Welt. -  Falls wir dort eine Wiederbegegnung mit dem geliebten Verstorbenen erhoffen, so ist dieser plötzlich zum Vorboten unserer eigenen Zukunft geworden. Das Mysterium der Zeit, dass Vergangenheit gleichzeitig Zukunft sein kann, taucht in unserem Bewusstseins-Horizont auf.


So tröstlich das alles ist – vorher gehen wir „durch die Unterwelt“. Doch diese Karsamstags-Phase ist nicht ewig. In der Welt des Pluto ist alles im Wandel. Auch der Schmerz kann sterben.


Zwischen zwei Lebens-Epochen


Genau so sinnvoll ist es, das dreistufige Ostergeschehen auf den Tod einer Lebensphase anzuwenden, wenn beispielsweise etwas Wichtiges verloren geht, wenn ein Freund, eine Gewohnheit sich verabschiedet. Immer wieder heißt es „stirb und werde“! Auch dann sehen wir zuerst den Verlust, in der dritten Phase dann den Freiraum, der dadurch entstanden ist und der Neues ermöglicht. Doch dazwischen sollten wir in die Unterwelt gehen.


Damit könnte eine Phase des Trauerns gemeint sein. Die mythologische Unterwelt ist jedoch keine Hölle, sondern primär der Wohnort geistiger Wesen. Wir müssen also die Ebene wechseln und uns ins Geistige begeben. Denn auf der materiellen Ebene ist das Alte tot, es wird nicht wiederkehren. Wenn wir nicht umschalten auf die geistige Ebene, so fehlen uns die Augen für Auferstehungsmöglichkeiten.


Vielleicht wäre es tatsächlich gut in dieser „Karsamstags“-Phase ein inneres Gespräch mit jenen Ahnen zu führen, die uns gewogen sind. Was haben sie nicht alles für Verluste bewältigt - und immer ging das Leben weiter! Vielleicht ist der Besuch in der geistigen Welt einfach ein Gebet. Wieder andere Menschen wenden sich dann an die Weisheit ihres Unbewussten oder an ihr höheres Selbst. Auch das Studium der aktuellen Konstellationen kann sinnvoll sein: Welche Botschaft enthalten sie? Wenn etwas, das beispielsweise unserer Venus Lust bereitet hat, sich aus unserem Leben entfernt hat, so haben wir die Möglichkeit jetzt zwischen vielen anderen Venus-Entsprechungen zu wählen, die wir um „Auferstehung“ bitten können.


Karsamstag ist die Zwischenphase zwischen Alt und Neu, in der wir uns an die geistige Welt wenden, denn von dort gehen – auch materielle – Neuschöpfungen aus.


Überwindung negativer alter Skripts


Derselbe Mechanismus ist anzuwenden, wenn etwas psychologisch Ungesundes sich anfängt aus unserem Leben zu entfernen, z.B. wenn eine Sucht stirbt, ein selbstzerstörerisches Verhalten, ein negatives Eltern-Skript. Diese hängen dann für eine Weile wie Jesus am Kreuz. Doch schon während des Todeskampfes könnten wir die Karsamstags-Phase einleiten, und uns bewusst machen, dass unser Geist unsterblich ist, dass die geistige Welt und unsere höhere Führung unendlich viele schöpferische neue Möglichkeiten bereithält. Es braucht manchmal etwas Fantasie, um sich neues Verhalten vorzustellen. Vielleicht hilft uns wieder das Wissen über neue Entsprechungen für die alten Konstellationen: Jedes Horoskop-Potenzial bietet Wahlfreiheit, und kann auf unterschiedlichen Ebenen gelebt werden.


Ohne diese geistige Vorarbeit könnte es sein, dass wir ins alte Muster zurückfallen und den Ostermorgen verschlafen. Es soll Leute geben, die sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und alle Hoffnungen in den Wind schlagen. Man erzählt ihnen anschließend, die Gräber hätten sich geöffnet und es wäre der Tag der Auferstehung gewesen. Doch der Skeptiker unter der Bettdecke wird die Osterbotschaft für unmögliches Zeug halten. Da die Gedanken die Realität bestimmen, ist das für ihn dann auch die Wahrheit.


Der Karsamstag würde es verdienen zum Feiertag zu werden


Das obige Beispiel zeigt im Umkehrschluss, wie segensreich eine bewusste Karsamstags-Arbeit sein kann: Umschalten auf die geistige Ebene!


Karsamstag ist der Brückentag zwischen Ende und Neuanfang. Vielleicht dauert er auch länger als einen Tag. Wandern wir nicht lebenslang immer wieder auf den Pfaden zwischen Himmel und Unterwelt? Je bewusster wir uns des ständigen Wandels sind, desto besser. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Karsamstag!


Ernst Ott Die Osterglocken oben stammen auf folgender Bildquelle: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=97084

 

Einen astrologischen Blick auf die Bedeutung der einzelnen Osterfeiertage werfen folgende Artikel von Ernst Ott. Denn es handelt sich um Pluto-Feiertage von Sterben und Auferstehung.

Palmsonntag: https://www.astrologieschule.org/informationen/artikel/artikel-einzelansicht/palmsonntag-astrologische-deutung 

Gründonnerstag: https://www.astrologieschule.org/informationen/artikel/artikel-einzelansicht/gruendonnerstag-astrologische-symbolik 

Karfreitag: https://www.astrologieschule.org/informationen/artikel/artikel-einzelansicht/karfreitag-das-8-horoskop-haus 

Karsamstag: https://www.astrologieschule.org/informationen/artikel/artikel-einzelansicht/karsamstag-ein-pluto-tag-wie-kommt-man-vom-sterben-zur-neugeburt 

Ostersonntag: https://www.astrologieschule.org/informationen/artikel/artikel-einzelansicht/ostern-astrologisch-pluto-symbolik

 


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